Hallo Stephan,
Zu meiner Person: ich heiße Stephan, bin 55 Jahre, Tischlermeister, Hobbybrotbäcker und seit unzähligen Jahren mit der Männermode nicht zufrieden. Ich hab die Schublade noch nicht gefunden , n die ich gesteckt werden könnte. Ich trage gern Röcke, FSH und seit kurzem auch Kleider.
Wir sind fast gleich alt und Brot backe ich manchmal auch (ich mahle sogar ds Getreide selbst).

Bei mir war es eher eine Entwicklung, die damit anfing, dass ich keine Schuhe mehr tragen wollte und dabei lernte, dass es kein Problem ist, anders zu sein. Dann kamen nach und nach Nagellack, Röcke, Kleider, FSH-Leggings, Schmuck und Makeup. Ich passe in keine Schubladen, auch nicht in die Mann/Frau Schubladen. Am ehesten passt noch Enby oder genderqueer.
Meine Frau tolleriert dies (zumindest in den eigenen 4 Wänden). Eine Frau möchte ich nicht sein, fühle mich wohl in meiner Haut.
Deine Frau wird vielleicht noch toleranter, wenn sie uns kennenlernt. Bei meiner Frau war das auch so, ich hatte sie zu einem Forentreffen mitgenommen. Sie wollte selbst mit, um mal zu sehen, wie andere so sind, die auch im Rock herumlaufen.

Ich möchte auch nicht als Frau wahrgenommen werden, sondern als Mensch, denn so identifiziere ich mich.

Der nächste große Schritt ist für mich mit Rock, nicht Kleid, auf die Straße zu gehen.
Bei mir war das Kleid ein viel größerer Schritt als der Rock, weil das Kleid viel femininer besetzt ist, als der Rock. Ich hatte damals mit einem eher unscheinbaren Rock angefangen, den man leicht mit ein paar Shorts verwechseln konnte.
Mein Teufelchen auf der Schulter hat es bis jetzt immer geschafft mich davon abzuhalten.
Ich hoffe durch den Austausch mit Gleichgesinnten mich endlich zu überwinden.
Schei... schlechtes Gewissen.
Mein Teufelchen hat schon lange das Handtuch geworfen.

Ich habe gelernt, dass es im Prinzip völlig egal ist, wie man herumläuft. Sobald man von der Norm abweicht, polarisiert man halt - die einen werden es hassen, die anderen werden es lieben. Solange die ersteren die Klappe halten und die letzteren mir das sagen, ist alles OK.
Der Austausch und vor allem das Treffen mit Gleichgesinnten sind da sehr wichtig. In einer schützenden Gruppe, auch wenn sie nur aus einer weiteren Person besteht, ist das sehr viel leichter, seine Ängste zu überwinden.
Schlechtes Gewissen? Warum? Du machst doch nichts falsches? Du trägst halt ein Stück Stoff, dem zwei Nähte fehlen, mehr nicht.
