Mit der Verunglimpfung der jeweils anderen Seite kommt keine Vertrauensbildung zu Stande.
Das ist das erschütternd Sinnvollste, was Du im zitierten Post geschrieben hast.
"Verunglimpfung". Und die kommt gerade in den sogenannten alternativen Medien nahezu durchweg vor. Da mögen sich erzürnte Bürger wiederfinden. Aber eine glaubwürdige Sachlichkeit lässt sich derart nicht aufbauen.
Die Grabenkämpfe hier im Forum scheinen sich ja recht gut an der Grenze festmachen zu lassen, die zwischen den sogenannten "Qualitätsmedien", öffentlich-rechtlichen Medien, Traditionsmedien, für konservativ gehaltenen Medien auf der einen Seite und eben den "alternativen Medien" bzw. Quellen auf der anderen Seite als Grenzbereich markieren lässt.
Da wir alle keine Fachmänner/-frauen sind, Fachmänner alleine auch nicht den gesamten Überblick haben, sind wir auf Mitmenschen angewiesen, die uns Überblick aufbereiten. Redakteure, Journalisten oder andere Menschen, die sich da reinknieen, sind die, die uns da helfen können. Wem wir uns anvertrauen und in welchem Maße, hat mit unseren eigenen Erfahrungen, Neigungen und Glaubenssätzen zu tun.
Sobald Verunglimpfungen von bestimmten Menschen oder Sichtweisen ins Spiel kommen, ist es auch Einstellungssache, ob man diese Medien oder Quellen für ausreichend glaubwürdig erachtet.
Alternative Medien/Quellen scheinen da meiner Einsicht nach mit deutlich weniger Sachlichkeit zu operieren. Vielleicht ist dies aber auch zwangsläufig so, da, wenn jemand das Gefühl hat, nicht ausreichend Gehör zu bekommen, stärkere Emotionen ausdrücken zu müssen.
Stecke ich beispielsweise in einer Serviceschleife eines Callcentes, dann verwende ich mit der Zeit auch andere Formulierungen, wenn ich das Gefühl bekomme, mein Anliegen würde von der Gegenseite (bewusst oder unbewusst) nicht richtig verstanden werden. Da auch mal unbesonnen zu reagieren, scheint in der menschlichen Natur zu liegen.
Permanent jedoch von "Lügenpresse", "Unsinn", "Verarsche", "Für dumm verkaufen", "täuschen" und ähnlichem zu sprechen, ist ein Weg, erhitzte Gemüter nur noch mehr in Rage zu bringen.
Gleichwohl ist es nicht in Ordnung, Zweifler nicht pauschal kategorisch als "Leugner", "Gegner" oder gar als "Covidioten" zu bezeichnen.
Dennoch kann nicht jedesmal, wenn man von Strömungen redet, in ganzem Sätzen oder Abschnitten erklären, wie viel Vielfalt in den bestimmten Lagern vorhanden ist.
Wenn wir mit Rock oder Kleid auf die Straße gehen und nicht mit dem Mainstream mitschwimmen, dann müssen wir auch damit leben, dass uns einige als "schwul", "Transen", "Verrückte" oder als "Aussenseiter" sehen. Jedesmal genau zu differenzieren, ist im Alltagsgebrauch viel zu schwierig und daher nicht praktikabel.
Drum sollten wir uns nicht sofort angegriffen fühlen, wenn eine Gruppe, zu der wir uns zählen könnten, unkorrekt angesprochen wird. Ansonsten heben wir den Graben, der von der anderen Seite angestochen wird, auf unserer Seite ebenso noch weiter aus.
Es muss auch mal möglich sein, von "Aluhüten" als Sinnbild von esoterisch beeinflussten Hinterfragern zu reden, oder von "Mainstreammedien" verblendeten Angsthasen, um von treuglaubenden Tagesschau-Interessierten zu reden. Manchmal braucht es kategorisierende Verkürzungen, gerade dann, wenn sie mit einem ironischen Unterton verbunden sind.
Also nicht alle taktlosen Bezeichnungen müssen uns in eine tiefgreifende Sinnkrise stürzen. Aber eine Kultur pausenloser Verunglimpfungen kann keine Gräben überwinden.
Darum sollten wir uns auch hier im Forum auf beiden Seiten mehr angewöhnen, Verunglimpfungen und solche, die ein anderer als eine solche verstehen könnte, möglichst auf ein Mindestmass herunterzufahren. Dann klappt es auch mit provisorischen Stegen oder gar Brückenbauten.