Möglichkeit 3 wäre ein Mittelding zwischen meinen beiden Extremen. Aber auch danach wird es verschiedene Meinungen geben, sie zu interpretieren.
Als Wissenschafter bin ich der letzte, der gegen Grundlagenforschung wäre. Als Wissenschaftler weiß ich aber auch, dass die Zeit braucht. Mitunter Jahre und Jahrzehnte. Haben wir die Zeit?
Kennt Ihr dieses buddhistische Gleichnis?
"So erzählte Buddha ihm, dass es einmal einen Mann gegeben habe, der von einem vergifteten Pfeil verwundet worden sei. Seine Familie wollte einen Arzt suchen, der ihm helfen sollte, doch er lehnte ab. Der Verwundete sagte, dass er zuerst wissen wolle, wer der Mann war, der ihn angegriffen hatte, bevor irgendein Arzt versuche, ihm zu helfen. Er wollte wissen, zu welcher Kaste er gehöre und woher er käme. Außerdem fragte er nach seiner Größe, seiner Stärke, dem Ton seiner Haut, der Art des Bogens, mit dem er schoss, und ob sein Seil aus Hanf, Seide oder Bambus gefertigt gewesen sei. Auch wollte er wissen, ob die Federn des Pfeils von Geiern, Pfauen oder Falken stammten. Doch er verstarb, ohne Antwort auf eine seiner Fragen zu erhalten."
Quelle:
https://gedankenwelt.de/der-vergiftete-pfeil-eine-buddhistische-geschichte-die-dich-mit-deinem-ich-konfrontiert/Zwar ist die Intention dieses Gleichnisses noch eine andere, aber ich finde, es passt hier auch.
Wenn ich es richtig sehe, wird derzeit viel geforscht. Es ist ja nicht so, dass die Politik die Forschung verböte.
Es ist auch das alte ethische Dilemma, das hier durchscheint: Darf man Menschenleben gegeneinander aufwiegen? Darf man "wenige" Menschen dem Virus opfern, um "viele" Menschen vor Lockdownschäden zu bewahren?
Auch ergibt sich die Frage: Was sind die Ursachen der Lockdownschäden? Welche Rolle spielt dabei unser Wirtschafts- und Gesellschaftssystem? Welche Rolle die Vereinzelung und Vereinsamung, der auch ohne Lockdown schon viele Menschen erliegen? Welche Rolle die sog. freie Wirtschaft, in der jeder aufgerufen wird, zuerst an sich selbst zu denken und nebenher auch an andere, sofern sie ihm nützen?
Und nach Jürgens Einwurf: Wie hängen denn Klimawandel und Corona zusammen? Haben sie nicht - vereinfacht ausgedrückt - dieselbe Ursache, nämlich unser auf Konkurrenz und Gegeneinander getrimmtes globalisiertes Wirtschaftssystem?
Und natürlich noch grundlegender - jetzt werde ich wieder buddhistisch - Gier, Hass und Verblendung als samsarische Ursünde der Menschheit?
Das waren meine Fragen zum Sonntag.
Habt einen schönen selbigen!
LG, Micha