In Bezug auf Mann und Rock in unserer Gesellschaft sind es andere Blockaden. Und das sind die Blockaden, die gesellschaftlich jenseits der Normen errichtet sind. Another Way of Life ist immer ein Durchbrechen der Normen. Und das kostet Kraft. Nicht jeder findet diese Kraft.
Egal, was für Blockaden es für die Gesellschaft sein mögen. Wenn ich etwas anstreben will, was in die Richtung Another Way of Life geht, bedeutet das immer einen Kraftaufwand.
Schon wenn jemand einen anderen Weg nimmt, als der Vater vorgegeben hat ("Du übernimmst mal meine Arztpraxis", "Du übernimmst mal meinen Bauernhof"), der Sohn oder die Tochter aber einen ganz anderen Weg für sich gehen wollen, bedeutet das Druck, einen Konflikt, einen Streit. Das alles kostet immens Kraft. Und manch einer knickt ein und geht doch den gewünschten Weg des Vaters. Andere überwerfen sich mit ihrem Vater und gehen ihren eigenen Weg.
Setzen wir die Gesellschaft an die Stelle des Vaters. Da ist schon mal die Frage, ob mir irgendwann vorschreibt, dass ich eine Hose tragen müsste. Ok, Arbeitgeber dürfen Kleidungsvorschriften machen. Aber ich nehme den Freizeitbereich. Gibt es da jemanden, der konkrete Kleidungsvorschriften macht? In der Art wie Senta Berger 1969 aus einem Londoner Hotel verwiesen wurde, weil sie einen Hosenanzug trug. DIE Gesellschaft - was ist das? Die überwiegende Mehrheit ist uninteressiert, nimmt es gar nicht wahr, dass ich einen Rock trage. Meine aufzuwendende Kraft liegt allein darin, meine eigene Gedankenwelt zu reformieren: Es ist nicht DIE Gesellschaft, mit der ich auf Konfrontationskurs gehen muss, für die ich Kraft aufwenden muss. Es sind letztlich nur ein paar ganz wenige Leute aus der Gesellschaft, die Resonanz geben. Und wenn diese wenigen Leute ein negatives Feedback geben, dann schließt unser eigenes Hirn darauf, dass es DIE Gesellschaft ist.
Oder nehmen wir als Beispiel einen Thomas Hizlsberger, der sich als schwuler Fußballspieler geoutet hat. Ist DIE Gesellschaft dagegen? Immerhin ein Beispiel, das wesentlich mehr Resonanz durch die Medien bekommt. Den allermeisten geht das doch am Allerwertesten vorbei. Es sind die Wenigsten, die hier noch eine Antistimmung verbreiten. Trotzdem wagt es kein aktiver Fußballspieler, sich zu outen. Eben weil die Wenigsten = DIE Gesellschaft gesetzt werden. Aber wie gesagt: die Resonanz, die Stimmung, die durchs Land geht, ist doch eine vollkommen andere als bei mir oder bei etlichen anderen Männern, die Röcke tragen.
Wenn ich meinen inneren kräftezehrenden Kampf für mich selber ausgefochten habe, wenn ich Abstand davon nehme zu unterscheiden zwischen ICH und DIE Gesellschaft, sondern nur noch ein ICH und DU sehe, dann kann ich voll und ganz hinter mir selbst stehen. Dann kostet es auch keine große Kraft mehr, mich mit jemandem auseinander setzen zu müssen, der sich mir gegenüber als Feind des Rockes am Manne outet.
Gruß
Matthias