Wir wahr, Micha, weitestgehend...
(Edit: die Zwischenbeiträge von Timper und Doppelrock sind erst später, nach meinem hier verfassten Text aufgetaucht) /
Aber zurück zum Thema!
Cephalus, Du formulierst wieder ein Bündel von Fragen. Fast hinterlässt mir dieses Bündel schiere Ratlosigkeit.
Mir als Hobbypsychiater stellt sich fast mehr die interessante Frage, weshalb Du so ins Grübeln gekommen bist.
Ich fühle mich ein bisschen mitverantwortlich für Deine von Dir erwähnte Ratlosigkeit,
so habe ich auf eines Deiner frischen Experimente mich nur sehr schwammig ausgedrückt:
Abschließend meine Meinung: Ja, interessant. Noch habe ich mich nicht völlig an den Anblick gewöhnt.
Sicher, ich hätte mehr dazu sagen können, aber meine Gedanken im Kopf waren da auch noch nicht verbalisiert und ich hätte als vielleicht nachvollziehbare Begründungen ein Sammelsurium von Details ansprechen müssen (wozu ich zu diesem Zeitpunkt zu faul war und das Dir und den Mitlesern ersparen wollte).
Aber Details, ja oftmals sind es nur Details, die ein Gesamtbild irgendwie in Schräglage bringen oder komplett kippen können.
Die Frage, wie fest die Bilder von schubladisierten Vorstellungen zementiert sind, kratzt irgendwie sofort an den leider immer noch bestehenden Gedanken-Ductus,
dass ein Mann, wenn er der engen Schablone des Männlichkeitsbildes nicht völlig entspricht, sofort den Status Mann abgesprochen bekommt. Diese Tatsache ist als solche nicht wirklich verwunderlich, verwunderlich aber ist, wie eng diese Schablone Mann geformt ist, und dass alles außerhalb - praktisch das restliche Universum - als weiblich gilt.
Daran haben wir doch immer wieder zu knabbern, daran knabberst auch Du gerade mit Deinen Grübeleien.
Warum manche Männer selbst in Männerklamotten weiblich wirken?
Hm. Ja, das kommt vor. Aber ehrlich gesagt, relativ selten. Viel häufiger kommt vor, dass manche Frauen eher wie Männer wirken, jedenfalls auf den ersten Blicken. Dennoch, es gibt Männer, die selbst in reiner Männerkleidung zunächst oder permanent weiblich wirken. Und das kommt selten vor, aber immer noch häufiger als Männer in Röcken zu sehen sind.
Wieso können Männer in Männerkleidung weiblich wirken?
Oft liegt es an der Statur. Z.B., wenn sie zierlich gebaut sind, da fallen mir zierliche Südamerikaner ein oder Süd- und Ostasiaten, nur mal als Beispiel. Gerade in Universitätsstädten gehören diese Menschen hierzulande mit zum Straßenbild.
Das kann von der Frisur ausgehen, und ich rede noch nicht einmal von langen, stracken Haaren, die zum Zopf zusammengebunden werden. Ich rede eher von krausem, gelocktem Haar.
Das kann vom Alter ausgehen, weil im Alter sich viele Frauen optisch ziemlich ans Männeraussehen angleichen, oftmals gepaart mit einer gewissen Körperfülle (sowohl an der betreffenden Frau als auch am betreffenden Mann).
Manchmal liegt es an der Körperhaltung, an der Gestik. Manchmal gar an der Stimme.
Alles genannte sind Faktoren, die nicht einmal typisch feminin besetzte Kleidung oder Accessoires brauchen.
Und dann kommen wir daher, und verlassen auch noch mit weiblich deklarierter Kleidung unsere enggeformte Männer-Schablone!
Du äußerst: "
Bei manchen gibt das jeweilige Auftreten ein harmonisches Gesamtbild, andere wirken irgendwie schräg."
"Bei manchen"... mir bleibt hierbei unklar, ob Du noch immer von "manchen" da draussen in der echten Welt redest, oder Du diese "manche" nun eher auf uns hier im Forum beziehst.
Ich finde, hier im Forum haben wir auch diese Spanne, wobei die aktiven Bildbeispiele hier im Forum sich doch eher einem fortgeschrittenerem "Mann-im-Rock"-Niveau angenähert haben, mir sind frühere Bildbeispiele noch im Kopf, wo vielefach noch sehr viel unharmonischeres gezeigt wurde.
Doch vor allem ein Forumsmitglied fällt mir ein, ich will nicht um den heißen Brei reden, Hajo, wo vieles an ihm als stimmig und toll erscheint und bejubelt wird, was zwar durchaus Geschmackssache ist, aber auch am Auftreten von Hajo selbst begründet ist. Hajo ist Vertreter der reiferen Männer, von seiner Statur irgendwo angesiedelt zwischen Körperfülle und zierlich. Und er unternimmt in der Regel nichts, mit irgendetwas Männlichkeit auszustrahlen. Im Gegenteil, seine natürlich gegebene Verwechslungsgefahr mit einer älteren Dame unterstreicht er noch mit allen möglichen Mitteln, diese Verwechslungsfahr zu verstärken. Darum sieht vieles, auch wenn die Klamotten noch so schräg sind, doch wieder stimmig aus, weil auf den Bildern nichts für die ersten Blicke auf einen Mann hinweist.
Auch ich kleide mich zumeist sehr feminin. Auch mich erhaschen Kommentare, dass das, was ich trage seeehr feminin, für viele zu feminin ist. Irgendwer - war es hier im Thread? - meinte auch, das habe mit "Mann im Rock / Kleid" nichts mehr zu tun.
Interessant ist, dass diese so lautenden Kommentare mich allerdings nur hier im Forum erreichen. Im echten Leben habe ich das so noch nicht gesagt bekommen (gut, da ist die Verknüpfung von mir und der Botschaft "Mann im Rock / Kleid" vielleicht auch nicht so in den Köpfen wie bei den Mitforisten hier). Allerdings sogar im Gegenteil, kleide ich mich im Sinne des Forums "männlicher", bekomme ich draussen unter "echten Menschen"

eher nichtzustimmende Kommentare als wenn ich mich im Sinne des Forum "weiblicher" kleide.
Allerdings, dass Du, Cephalus, in was immer Du Dich kleidest, niemals als uneindeutig angesehen werden würdest, ich glaube, diesen Gedanken teile ich nicht. Auch Du wirst trotz bärtigem Gesicht Unsicherheiten bei den Betrachtern schüren können, vielleicht längst nicht so oft wie andere. Aber selbst Hajo wird Unsicherheiten schüren können, rein visuell, vermutlich in lebhafter Aktion noch sehr viel schneller.
Fällt mir ein Mensch ein, immer in Männerklamotten. Er war Kollege von einer recht attraktiven Frau und einem zierlichen, aber eindeutigen Mann. Und zwar in einem Ladengeschäft am Ort mit einer Dienstleistung, die man im Leben unterschiedlich intensiv braucht, mal gar nicht, mal mehr, oder mal kurzfristig recht oft - also jeder im Ort kam da mal hin und jeder fragte sich bei diesem Menschen, ob es sich um einen Er oder eine Sie oder was auch immer handele. Immer wieder tauchte diese Frage unter den Leuten auf und wurde erwähnt, es war aber keine Frage, die den ganzen Ort hätte fassungslos zurückgelassen. Ich rede von den 80ern, 90ern, 2000ern, eigentlich bis heute. Und bis heute hat mich noch keine abschließende Antwort auf diese Frage erreicht. Inzwischen ist der Laden zu, aber die Frage weiterhin offen.
Ja, sowas kommt vor. Aber man sollte nicht allzuviel darüber ins Grübeln geraten. Sowohl nicht als Betrachter als auch nicht als Betrachteter.
Gehe, Cephalus, Deinen Instinkten nach. Wenn Du Lust hast am Experimentieren und Du nicht nur im stillen Nähzimmer drei Schritte auf und ab laufen willst, dann setze Deine Ideen um und lass Dich nicht von vorauseilender Ratlosigkeit abhalten.
Du hast die enge Männerschablone ohnehin schon weit verlassen. Es würde zuviel von Deinem Wesen verloren gehen, wenn Du versuchst, Dich durch diese Schablone durchzuquetschen.
Es ist ein großes Universum außerhalb der Schablone. Warum soll dieses Universum nur für Frauen zugänglich bleiben?