Autor Thema: Wenn ein toller Tag schon fast zum Albtraum wird  (Gelesen 443 mal)

Offline John1697

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Servus zusammen,

ja ich bin momentan leider nciht so aktiv hier, aber ich habe was zu berichten... und das leider nicht nur positives. Deshalb kleine Vorwarnung sollte jemand Probleme mit gewissen sensiblen Themen haben.

Ich war gestern auf unseren örtlichen Weihnachtsmarkt. Ich habe mich auch nicht Lumpen lassen und habe es gewagt. Es hat mich zwar viel Überwindung gekostet aber man muss auch mal Risiko eingehen.
Ich habe ein dunkelrotes Kleid eine Thermostrumpfhose darunter und eine normale Jacke getragen. Tatsächlich muss ich sagen, dass das Kleid doch etwas kürzer war, als ich es bestellt hatte, aber ich finde es trotzdem super (hab noch direkt zwei andere Farben bestellt), den es ist super warm und angenehm.

Naja auf jedenfall habe ich mich langsam unter die Leute gemischt und mir ist auch nicht wirklich was aufgefallen. Außer im Bus, da hab ich den ein oder anderen Blick bekommen, aber jetzt nicht negativ oder postiv. Ich glaube das war eher Interesse.
Ich bin dann über den Platz geschlendert, hab mir Glühwein geholt, etwas gegessen und habe dann noch ein kleines Schauspiel beobachtet. Ich hab fast selber vergessen, in welchem Outfit ich da gerade unterwegs war. Ich war auch ziemlich nervös / aufgeregt, aber irgendwie fühlte es sich irgendwann recht schnell "normal", bzw.auch irgendwie gut an.

Es gab aber einen Moment den ich ziemlich komisch fand: Als ich mich gerade zu den Menschenmengen stellte um mir die kleine Weihnachtsshow anzusehen wurde es ziemlich voll. Alles gut soweit. Irgendwann spürte ich dass irgendwas an meiner Jacke oder sogar Kleid zupfen. Ich hab es aber nur so semi wahrgenommen. Ich hab es noch einmal wahrgenommen, bevor dann etwas ganz komisches Geschah. Ich spürte wie etwas mein linkes Bein berührte und ich meine auch eine Bewegung im Saum meines Kleides im Augenwinkel gesehen zu haben. Ich habe mich umgesehen und auch leicht umgedreht: Links neben mir stand nur eine Frau und hinter mir standen halt auch noch Leute... überwiegend gemischt. Ich konnte nicht wirklich wahrnehmen woher das kam, bwz. wer das war (wenn da überhaupt was war). Vielleicht bin ich einfach auch nur paranoid.

Nachdem hab ich mich in der Menschenmenge so gar nicht mehr wohlgefühlt. Ich hab dann meinen Glühwein fertig getrunken und wollte auch irgendwie einfahc nur noch weg.

Ich bin dann zu Bushaltestelle. Es ist da noch eine Sache passiert. Vor der Bushaltestelle kamen dann zwei Halbstarke und haben schon vom weiten ziemlich ätzende Rufe wie "Hey Puppe", usw. geäußert. Ich habs erstmal ignoriert. Nur haben die sich dann an der Haltestelle direkt neben mich gestellt. Der eine kam dann vor mich und hat dann nur zum lachen angefangen. Er fragte, dann ob ich eine "Schuchtel" sei und auf Männer stehe? Ich hab das verneint und den beiden gesagt, woran sie das ausmachten. "Ja schau doch wie du aussiehst, das ist doch voll peinlich" Ich habe denen dann noch erklärt, dass ich zwar genderfluid, bzw. non-binär bin und biologisch auch männlich, aber für mich KLeidung kein Geschlecht hat und dass ich eine super liebe Freundin habe. Und dass ich es eher peinlich von ihnen finde, so (wahrscheinlich auch mit Frauen) zu reden und ihnen hinterherzurufen und dass es kein Wunder sei, dass Frauen von Leuten wie euch eher Abstand wollen etc.

Das hat ihnen wohl gar nicht geschmeckt, denn der eine kam bedrohlich nahe. Ich habe gesagt sie sollen Abstand halten und war kurz davor zu gehen. Zum Glück kamen dann aber zwei nette Damen und ein anderer Herr, die auch an der Bushaltestelle gewartet haben und es scheinbar mitbekommen haben und haben gefragt ob es hier ein Problem gäbe. Plötzlich war der eine ganz still. Der nette Mann hat dann gesagt, dass er sich ganz schnell verziehen soll und die Damen meinten auch dass sie die Polizei gleich dazu rufen. Daraufhin haben die mich in Ruhe gelassen und sind an die nächste Haltestelle auch gegangen.

Ich war überrascht. Sie fragten mich noch ob alles ok sei und ich bedankte mich auch sehr bei Ihnen. Der Herr meinte zwar auch ganz kurz dass mein Outfit "außergewöhhnlich" und nichts für ihn sei, aber meinen Mut sehr bewundere. Die Damen haben mich auf die Seite gezogen, bzw. gefragt ob ich mich zu ihnen stellen möchte. Sie haben mir dann auch postives Feedback gegeben und sich bedankt, dass ich mich allgemein für alle Frauen eingesetzt habe und dass es ihnen Leid tue dass ich sowas miterleben musste.

Achso, ja und hier noch zwei Bilder zum Outfit:
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Offline Yoshi

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Antw:Wenn ein toller Tag schon fast zum Albtraum wird
« Antwort #1 am: Gestern um 00:13 »
Lieber John,

es tut mir Leid, dass dir sowas passiert ist. Du trägst an dieser Situation natürlich keine Schuld und es ist schön, dass es noch Menschen mit Zivilcourage gibt.

Ich höre das leider öfter von jungen Männern, die Rock oder Kleid tragen, dass sie blöd angemacht wurden. Meist passiert das spätabends, wenn junge Männer in Gruppen unterwegs sind und viel Alkohol im Spiel ist. Die fühlen sich dann stark und möchten sich profilieren. Es gibt leider immer solche Idioten, die sich ein Opfer aussuchen und da ist man als Mann im Kleid natürlich ein gefundenes Fressen. Ich kann mittlerweile Frauen verstehen, warum sie manche Plätze zu bestimmten Uhrzeiten nicht mehr alleine aufsuchen und sich nicht sicher fühlen. Viele meiden vor allem den öffentlichen Personennahverkehr. Das höre ich auch sehr oft von Menschen, die offen als queer leben oder die fälschlicherweise als queer gelesen werden können.

Vor ein paar Monaten habe ich mit einer jungen Transfrau gechattet. Sie sagte, dass ich sie inspiriere, weil ich oft Röcke in der Öffentlichkeit und auf der Arbeit trage. Deswegen outete sie sich bei ihrer Arbeit (Handwerksbetrieb) und bekam positives Feedback. Sie bedankte sich und war so glücklich. Dann erzählte sie mir, dass sie sich länger nicht getraut hätte. Vor zwei Jahren wäre sie das erste Mal in Frauenkleidung außer Haus gewesen und wollte mit Freunden auf eine Gender Switch Party, also wo man die Kleidung des anderen Geschlechtes trägt. Allerdings wird sie äußerlich oft als männlich gelesen, weil sie noch keine Hormontherapie begonnen hat. Sie wurde auf dem Weg zur Party am Mainzer Hauptbahnhof von einer Gruppe Jugendlichen zusammengeschlagen, und zwar so schlimm, dass sie im Krankenhaus behandelt werden musste. Das ging mir wirklich sehr nah. Ähnliche Geschichten habe ich schon häufiger von Femboys, Twinks, Transfrauen, Schwulen oder von (heterosexuellen) Männern in Röcken gehört. Deswegen meiden es junge Männer oft öffentlich Rock zu tragen oder machen es nur im geschützten Rahmen.

Mir ist sowas glücklicherweise noch nie passiert und bekam nur vereinzelt schon blöde Sprüche für meine Röcke. Aber auch ich wurde schon Opfer von Gewalt und da trug ich nach einer Weihnachtsfeier einen Anzug. Kenne auch andere Menschen aus meinem Bekanntenkreis, die Opfer geworden sind. Ein Freund meiner Eltern wurde mal so verdroschen, dass er monatelang im Koma lag und nur knapp überlebt hatte. Dafür kann es tausend Gründe geben. Sowas kann leider immer passieren, wenn man zur falschen Zeit am falschen Ort ist.

Leider triggert ein "femininer" Kleidungsstil an männlich gelesenen Personen immer noch manche Menschen. Deswegen habe ich auch ein wachsameres Auge, wenn ich im Rock unterwegs bin und meide es manchmal sogar im Rock raus zu gehen, wenn ich weiß, dass es später werden kann und ich eine Gegend passieren muss, in der dann viele Asoziale unterwegs sind.

Lass dich nicht von solchen Deppen entmutigen. Sei vorsichtig, aber lass dich nicht von der Angst bestimmen. Ich finde es schwierig bei solchen Konflikten Tipps zu geben, aber oftmals ist es besser, wenn man die Leute nicht noch weiter provoziert, um nicht unnötig Öl ins Feuer zu gießen. Ignorieren und dem Konflikt aus dem Weg gehen ist oft die bessere Wahl, aber es ist trotzdem keine Garantie, dass es nicht doch eskalieren kann.

Online Timper

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Antw:Wenn ein toller Tag schon fast zum Albtraum wird
« Antwort #2 am: Gestern um 07:40 »
Ich fahre selten und ungern ÖPNV. Nur wenn es nicht anders geht. Wie letztens zum Festival. Mit schwarzen längeren Lederrock und Trenchcoat dazu. Hab noch nie Stress gehabt aber trotzdem ist genug räudiges Pack unterwegs wo man reichlich Abstand hält. Letztens drehten im  U Bahnzug ein Gruppe Schwarzer allgemein am Rad. Bierflaschen kreisten…
Da hält hält man dann gerne Abstand. Die Frauen im Zug waren wenig von diesen Gestalten begeistert. Deren Begleiter auch nicht. Nicht selten sind die in Gruppen unterwegs und müssen sich natürlich  entsprechend profilieren.
Berlin ist zwar viel gewöhnt und locker aber man weiß ja nie….
Definitiv ist das Auto die bessere Wahl. Manchmal geht’s aber nicht wegen parken vor Ort. Das Frauen lieber Taxi oder Uber fahren als U Bahn ist verständlich.
Da fällt mir doch gerade das Stichwort „Stadtbild“ein….. da ist viel wahres dran.
Berlin kann ein Lied davon singen…
Am kommenden We werde ich wieder mit dem Auto fahren. Diesmal ist es gut, praktisch und machbar. Ich liebe es!
Es geht schneller zurück und keine Idioten die Stress machen.

Rock tragen? Ich darf das! Dress to Impress!
Schwarz ist bunt genug! :-)
Bis es was Dunkleres gibt, als Schwarz trage ich Schwarz!

Offline MAS

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Antw:Wenn ein toller Tag schon fast zum Albtraum wird
« Antwort #3 am: Gestern um 07:51 »
Ein wirklich unangenehmes Erlebnis, lieber John!

Aber lass Dir von niemandem einreden, es liege an Dir oder Deiner Kleidung. Eher an der Passung zwischen Dir und dem beschränkten Weltbild dieser Männer. Sorgen macht mir indes die politische Entwicklung, die solche Typen ermuntert, endlich doch mal zu sagen, was bisher angeblich verboten gewesen sei. Minderheiten, die nicht in ihr enges Weltbild passen, können dann leicht zur Zielscheibe ihres Hasses werden.

Mach einfach weiter so, aber sei auch vorsichtig!

LG, Micha
Wer das Leben ernst nimmt, muss auch über sich lachen können.

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Offline sunflower

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Antw:Wenn ein toller Tag schon fast zum Albtraum wird
« Antwort #4 am: Gestern um 08:54 »
Hallo John ich finde es mutig von Dir so raus zugehen  Die Typen an der Bushaltestelle sind nicht normal die sind stoltz daß,sie Hosenträger sind .Ich hätte damit kein Problem soll jeder tragen was er will und wo er sich wohl fühlt.Mach weiter so mit dem tragen von Röcken .Auf solche Typen kann man verzichten wo kein Hirn haben.Lg

Offline Skirtedman

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Antw:Wenn ein toller Tag schon fast zum Albtraum wird
« Antwort #5 am: Gestern um 11:55 »
Lieber John,

Dir gehört mein Mitgefühl, dass Du diese Situationen erleben musstest.

So etwas kann extrem verunsichern. Die von der Haltestelle wollten das ja auch auf alle Fälle. Wenn Du deswegen solche Situationen in Zukunft meidest, dann gibt das denen Recht.

Mich erinnert das an die 80er und frühen 90er Jahre, das war in meinen persönlichen 20ern. Da gehörten solche Szenen fast zur Tagesordnung. Ich bin froh, dass ich mich davon nicht habe abhalten lassen. Froh bin ich auch, bei jeder dieser Situationen ein bisschen dazugelernt zu haben, an Erfahrung und auch jeweils ein Fitzelchen an Mut, mit solchen Situationen künftig umzugehen. Froh aber bin ich auch, dass diese Situationen längst nicht mehr an der Tagesordnung sind, sondern sehr extreme Ausnahme.

Auffallend ist, dass Menschen, die meinen, ihr Weltbild  - unbewusst oder unterbewusst - durch "korrigierende Maßnahmen" einem aufdrücken zu wollen, selbst oft Schwierigkeiten haben, sich in die Gesellschaft erträglich einzufügen. Den Druck, den sie verspüren, lassen sie dann in "geeigneten" Situationen an anderen Menschen aus.

Ich finde toll, dass Du - wie Du schilderst - ja ihnen verbal schlagfertig Paroli bieten konntest. Der Verweis auf Frauenfeindlichkeit war ein eindrucksvoller Ansatz von Dir, den Stolz dieser hochintegrierten Hosenträger zu brechen. Doch Yoshi hat ebenso gut analysiert wie auch Recht, dass es meist besser ist, nicht noch Öl ins Feuer zu gießen.

Ich habe über all die Jahrzehnte gelernt, in solchen Situationen mich gemeinsam mit den Belustigten zu amüsieren. Mein eigenes Amüsement hat inzwischen zwei Ebenen:
- zum einen freue ich mich, dass ich andere Menschen erheitern konnte und ihnen Grund gab, nicht weiterhin miesgelaunt die allgemeine Stimmung runterzuziehen. Es ist ein gutes Werk, anderen Menschen zu ein bisschen Freude zu verhelfen.
- zum anderen freue ich mich, dass ich im Inneren mich über die amüsierten Leute amüsieren kann, dass sie eben noch einiges dazulernen könnten, und dass sie eigentlich arme Würstchen sind, die gefangen in ihrer beengten Weltsicht sind und noch nicht begriffen haben, dass es ihnen seelisch besser ginge, wenn sie nicht jedem ihr eigenes Weltbild aufdrücken wollten - was sie übrigens nur machen, wenn sie sich gerade mal besser fühlen als sonst den lieben langen Tag lang. Lass Dir es nicht anmerken, dass Du auch über sie lachst. Lache sie in Deinem Geiste innerlich aus, zeige nach aussen, dass Dein inneres Lachen über sie ein gemeinsames Lachen über die von ihnen so empfundene Situation sei. Und hab auch Verständnis, dass nicht jeder so weltoffen und gesittet sein kann, wie wir das sind.

Ein gemeinsames Lachen über die Situation ist ein gutes Zeichen für die ungebetenen Amüsierten, dass Du Dich mit ihnen freust und sie Dir mit ihren Reaktionen gar nicht so viel anhaben können. Das würdest Du zwar auch mit verbalem Kontern zeigen, aber ein gemeinsames Lachen transportiert das auf einer positiven Basis.

Ich habe schon oft erlebt, dass so die Gesamtsituation sich schnell entspannt. Es kam schon vor, dass wir uns anschließend prächtig über Gott und die Welt unterhalten haben, ja, sogar schon anschließend ein Bier zusammen trinken gingen.

Außerdem ist gut zu wissen, dass auch andere Menschen mit solchen Pöbeleien nichts anfangen können und Dir couragiert zur Seite stehen können. Auch das ist ein gutes Zeichen, dass Du nicht völlig isoliert bist, nur weil Du nicht den Erwartungen aller entsprichst.
Dass Männer nur Hosen tragen, ist weder körperlich noch geistig gesund.
Wie tief muss der psychische Knacks wohl sein, dass Männer sich nicht endlich auch mehr Freiheiten gönnen!?

Offline cephalus

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Antw:Wenn ein toller Tag schon fast zum Albtraum wird
« Antwort #6 am: Gestern um 12:31 »
Hallo John,
vorweg, egal was man trägt darf das Anlass für Anfeindungen oder dumme Kommentare sein. Alles andere ist mindestens übergriffig.


Bei dem, was Du auf den Bildern trägst, wundert mich die Reaktion besonders, ich würde es nicht mal als Kleid lesen, sondern eher als längeren Pullover über einer Hose, in meinen Augen Kleidung, die Aggressoren vermutlich weniger anzieht als Higheels und Netzstrumpfhose.

Aber gut, ich werde vermutlich nie verstehen, warum Menschen mit der Kleidung anderer Leute ein Problem haben können, bzw. warum sie in irgendeiner Form für diese Menschen relevant ist.
Das wäre aber ein eigenes Thema.

Im Allgemeinen denke ich, dass eine Diskussion, oder auch Argumentation, oder auch ein Gespräch mit Menschen, die einem mit dieser Attitüde begegnen in den meisten Fällen sinnlos ist.
Du hattest auf jeden Fall Glück, dass Du Unterstützung erhalten hast. Das ist leider nicht immer gegeben.
Entmutigen lassen solltest Du die von diesem Erlebnis aber nicht.

Ich trage seit Jahren alles Mögliche, wonach mir gerade ist, eine ähnliche Situation hatte ich noch nie, nicht mal eine die mir nennenswert unangenehm gewesen wäre.
In meinen Augen ist sowas selten, zumindest an den Orten und in dem Umfeld, in dem ich mich üblicherweise bewege.

ÖPNV gehört da allerdings explizit nicht dazu, darin fühle ich mich unabhängig von meiner Kleidung nie wohl und vermeide ihn nach Möglichkeit.

Was das auf dem Weihnachtsmarkt war? Als nicht Betroffener kann ich es nicht beurteilen, aber bei so vielen Menschen auf einem Haufen kommt man permanent mit anderen, ihren Taschen, ihren Hunden oder was auch immer in Kontakt - wenn es nicht massiv ist, würde ich es vermutlich nicht wahrnehmen, allerdings wird man sensibler, wenn man aufgrund besonderer Umstände, wie in deinem Fall die Kleidung, etwas angespannt ist.

Insgesamt lass Dich nicht entmutigen, was Du, ausgerechnet am Anfang deiner Rockerkarriere erlebt hast, ist ungewöhnlich.


Viele Grüße
Cephalus



Offline Skirtedman

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Antw:Wenn ein toller Tag schon fast zum Albtraum wird
« Antwort #7 am: Gestern um 12:40 »
Lieber Yoshi,

Danke für Deinen ausführlichen Beitrag. Gerade die Schilderung der Situation am Mainzer Hauptbahnhof von vor zwei Jahren schockiert mich, aber ja, ich erinnere mich, dass eine passende Meldung durch die örtlichen Medien ging.

Spätestens seit der Schaffung des 9-Euro-Tickets (am 01.06.22) bin ich wöchentlich mindestens 5 bis 6 Mal zu den unterschiedlichsten Uhrzeiten am und im Mainzer Hauptbahnhof unterwegs - verstärkt zu Zeiten rund um Mitternacht. Auch wohnte ich bis vor gut 10 Jahren für 20 Jahre im Umfeld, die Hälfte davon sogar in unmittelbarer Nähe des Hauptbahnhofs. Ich kann nicht, schon gar nicht in letzter Zeit, von vergleichbaren Erlebnissen berichten. Verbale Nachrufe gab es bis vielleicht vor 15 Jahren vielleicht mal vereinzelt, aber von unmittelbaren Konfrontationen kann ich nicht berichten.

Vielleicht hatte ich diese Hunderte, Tausende Male einfach nur Glück. Oder ich weiss nicht, was ich ausstrahle oder nicht ausstrahle, was mich vor solchen Angriffen schützt.

Auch erinnere ich mich an Samstag, als ich zur Mitternachtszeit an und in den Hauptbahnhöfen in Wiesbaden und Mainz alleine unterwegs war, besonders an die S-Bahn-Fahrt dazwischen. Die ganze lange S-Bahn war voll, so dass etliche stehen mussten (ich fand noch einen Platz). Und sie war voll von auffallend jungen Leuten, die meisten in größeren Gruppen, z.T. über größere Sitzreihen und Steheinheiten (besonders im Türbereich) verteilt. Entweder kamen sie gerade von einer Unternehmung, scheinbar waren die meisten aber erst gerade aufgebrochen, um zu einer Unternehmung zu gelangen. Oft war das Vorglüh-Bier in der Hand. Und die Stimmung war aufgeheitert, aufgedreht - und auffallend überwog auch der nicht rein deutschgeprägte Kulturhintergrund der überwiegend männlichen Grüppchen.
Das war eine Situation, in der ich mich nur bedingt wohlfühlen konnte.

Und doch erreichte ich gut und unbelastet meinen Zielort. Nichts geschah, niemand beäugte mich verstohlen, niemand ließ mir irgendeine geringschätzige Reaktion zukommen, vermutlich hat auch niemand darüber gesprochen, soweit ich die Sprachen und Reaktionen dahingehend beurteilen konnte.



Anderes Beispiel, gerade von gestern. Ausgerechnet als ich auch alleine den Bus zur Mainzer Stadtmitte nehmen wollte, hatte eine nahe gelegene Schule Schulaus für etliche Klassen. Es kamen mehr und mehr plusminus 16-jährige an meine Haltestelle und auch zu der gegenüberliegenden Haltestelle, sie konnten mich auch von weitem aus schon prima sehen. Nach gut 8 Minuten Wartezeit stieg am Ende die Anzahl von zwei, drei Klassenstärken in meinen Bus ein. Ich bekam sogar noch einen Sitzplatz und ohne dafür zu drängeln. Weder beim Warten, noch beim Fahren oder beim Ein- oder Aussteigen gab es einen Hauch von Piep irgendeiner wie auch immer gearteten Reaktion auf mich. Nichts ist geschehen. Vor 20 Jahren wäre das deutlich anders gewesen.

Wie ich so rumlaufe, kann man ja fast täglich in der Rubrik "Was habt ihr gestern getragen?" sehen. Zu den beiden Schilderungen von eben gibt es auch die passenden Bilder zu sehen (zufälligerweise im selben Beitrag), hier mal kurz ein Einblick:

Samstag Nacht:
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https://up.picr.de/50350898mg.jpg

Gestern tags:
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https://up.picr.de/50350860kv.jpg



Dir gehört mein Mitgefühl, dass Du diese Situationen erleben musstest.

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Ich kenne das u.a. aus den 90ern. Gerade z.B. in Frankfurt, Konstablerwache, oben auf dem Platz. Vor allem freitags ab dem Nachmittag herrschte da eine aufgeladene Stimmung. Etliche "rumlungernde", "marodierende" Jugendgruppen oder jüngere Erwachsene hingen da ab und kommentierten alles, was da vorbeikam. Eine sehr konfliktreiche Atmosphäre.
Wie ich das erkannt habe, habe ich auf Verdeih und Verderb eine Passage da besonders zu den fraglichen Zeiten gemieden.

Irgendwann ging ich hin, das bewusst nicht mehr zu meiden. Sondern bewusst mich dieser Situation zu stellen.

Und meine Erfahrungen zeigten, auch in Begegnung mit anderen Jugendgruppen oder gelangweilten Erwachsenengruppen andernorts, dass das bewusste Nichtvermeiden sehr hilfreich ist, tatsächlich diese Konfrontationen zu vermeiden. Scheinbar wirkt man anders, wenn man sich eben genau von solchen Begegnungen nicht einschüchtern lässt. Inzwischen kann ich in solche Begegnungen schon mit einem äusseren Lächeln hineingehen - auch auch wieder hinausgehen. Lächeln, dass nichts, gar nichts passiert ist. Oder Lächeln, dass es Spaß gemacht hat, trotz einer Reaktion mit einem Gefühl des Gewinnens (des Gewinnens an Sympathie) aus diesen Begegnungen wieder hinaus zu gehen.
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Offline Skirtedman

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Antw:Wenn ein toller Tag schon fast zum Albtraum wird
« Antwort #8 am: Gestern um 12:59 »
Lieber John,

Dein Kleid erinnert mich an zwei meiner Kleider. Eines davon hatte ich Ende November an. Jenes ist eher als "Lose-Fit", also als locker fallend bzw. als "Oversized" konzipiert, ansonsten sehr identisch:

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https://up.picr.de/50293601fd.jpg

(Beschreibung zum Kleid)
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Offline Blumenrock

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Antw:Wenn ein toller Tag schon fast zum Albtraum wird
« Antwort #9 am: Gestern um 18:26 »
Lieber John 1697,

Ich finde das Kleid toll, was Du an hast. Ich kann mir allerdings vorstellen, das es auch aufgrund der roten Farbe und der Kürze Leute provoziert, die in ihrer engen Welt leben.
Ich trage noch keine Kleider, weil sie für mich die totale Weiblichkeit ausstrahlen, aus der es kein entringen gibt. Mit einem Rock kann ich immer noch durch männliche Oberkleidung Akzente setzen, das der Rock nicht ganz so vorsticht. Ich hatte mich heute mit einem  ehemaligen Kollegen getroffen, der es erst nicht wollte, das ich einen Rock anhabe. Dann stimmte er doch zu und sagte zum Schluss , ich könnte doch beim nächsten Mal einen Kitt anziehen. Er hätte gedacht, ich würde bunter rumlaufen. Ich hatte eine blaue Leggings an und einen blauen Wickelrock, der über das Knie geht.

Ich wollte z.b. keinen MIDI Blumenrock anziehen bei unserem Treffen. Das wäre mir zu auffällig gewesen.

Ich unterteile Kleidung nach Ying und Yang-Energie. Yang-Kleidung sind für mich z.B. Jeansröcke. Dein Kleid ordne ich zur Ying-Energie ein. Damit können insbesondere  Männer oft schwer zu Recht kommen. Ich weiß von Queerleuten, die sich vom
Mann zur Frau haben umoperieren lassen, auf manche provozierend wirken.

Mit Mainz hat mich auch geschockt. Habe ich in der Form bisher noch nicht erlebt.

Ich fahre nächste Woche mit dem Zug nach Frankfurt  und dann wieder zurück in den Abendstunden. Da ziehe ich keinen Rock an. Tagsüber ist das eine andere Sache.

Es ist traurig, das man diese Überlegungen anstellen muss. Trotzdem lasse Dich nicht entmutigen. Leider gehört es anscheinend dazu sich zu überlegen, was man anzieht. Über den Weihnachtsmarkt würde ich mich  mehr unauffälliger kleiden gegen Abend. Am besten Midirock, für Mini hätte ich keinen Mut.

Im Sommer ziehe ich gerne bunte Blumenröcke an auch gegen Abend. Das kann z.B. auch provozieren.

Aber dies sind alles meine persönliche Ansichten.

Viele Grüße
Blumenrock

Offline DesigualHarry

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Antw:Wenn ein toller Tag schon fast zum Albtraum wird
« Antwort #10 am: Gestern um 19:39 »
Hallo!

Ab dem Zeitpunkt, wo man sich selber nicht mehr wohl fühlt mit dem was man anhat, zieht man sich bereits selber runter. Andere können nur auf das reagieren, was sie beim anderen spüren.

Keiner greift jemanden an, der auf einem Höheren Energie level ist. Das reinhören in sich selber, und dann die nötigen Schlüsse ziehen, ohne die Erfahrungen im Rock hätte ich das niemals so hinbekommen, so wie ich das Rocktragen heute geniessen kann.

Lg Harry!

Offline Skirtedman

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Antw:Wenn ein toller Tag schon fast zum Albtraum wird
« Antwort #11 am: Gestern um 19:56 »
Hallo Blumenrock, schön Deine persönlichen Ansichten dazu zu lesen.

Natürlich sind Deine Ansichten auch gepaart mit Deinen Erfahrungen.

Ich fahre nächste Woche mit dem Zug nach Frankfurt  und dann wieder zurück in den Abendstunden. Da ziehe ich keinen Rock an. Tagsüber ist das eine andere Sache.
Es ist traurig, das man diese Überlegungen anstellen muss. Trotzdem lasse Dich nicht entmutigen. Leider gehört es anscheinend dazu sich zu überlegen, was man anzieht. Über den Weihnachtsmarkt würde ich mich  mehr unauffälliger kleiden gegen Abend. Am besten Midirock, für Mini hätte ich keinen Mut.

Letzten Sonntag kam ich auch mit S-Bahnen und Zügen durch Frankfurt durch und dort mit Wartezeiten, und auch in Abendstunden. Und ich war in der Nähe auch unterwegs auf Weihnachtsmärkten. Ich hatte mir diese Überlegungen nicht angestellt, die Du ansprichst.

Mein Outfit (für fortgeschrittene User bekannt aus dem anderen Thread):

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https://up.picr.de/50347923xe.jpg

Dort im anderen Thread gibt es auch ein Bild aus der S-Bahn mit diesem Rock.

Ich kann von keinen negativen Eindrücken berichten, die mir untergekommen sind.

Mich beschleicht ein wenig das Gefühl, dass man sich voreilig einreden lässt von einer imaginären Person namens "Gesellschaft", was geht und was nicht geht. Aber in Wirklichkeit geht viel mehr, als man sich das in seinen kühnsten Träumen auszumalen vermag.

Sicher, Johns Erlebnisse waren bestimmt nicht aufbauend. Und ohne diese einschneidenden Erlebnisse in irgendeiner Weise schmälern zu wollen, diese Situationen sind nicht an der Tagesordnung.

Und ja, John, Du warst natürlich auch bereits sensibilisert von Deiner Erfahrung in der Menge im Weihnachtsmarkt, die Du nicht recht einordnen konntest. Und ja, Dein Nervenkostüm musste dadurch bereits geschwächt und anfällig gewesen sein, als Du Dich daraufhin vorzeitig aus Deiner öffentlichen Präsenz entziehen wolltest und vorzeitig auf dem Heimweg warst. Das ist absolut verständlich und nachvollziehbar.

Und sicher sind (potenziell denkbar) eingeschlagene Zähne nicht durch bloßes Nachwachsen wieder ersetzbar. Aber die Gefahr davon ist trotz unangenehmer Einzelerfahrungen denkbar gering. Ich denke, in einem Hosenleben wäre bei mir die Gefahr eingeschlagener Zähne nicht geringer.

Freilich muss das jeder für sich selbst entscheiden. Ich kann nur aus meiner jahrezehnte-langen Erfahrung sprechen, dass man diese sich einschränkenden Überlegungen kaum bis gar nicht anstellen muss. Ich will auch nicht von einem "gesunden Maß" von Optik und Aussenwirkung sprechen. Ich glaube, Übung ist der beste Weg, sich vor weitergehenden Anfeindungen zu schützen. Ein Rückzug in die heimischen vier Wände ist keine Übung. Übung ist nur draussen im Miteinander mit den Menschen, die alle so verschieden sind, wie wir selbst von all den Menschen verschieden sind. Und meine kleine Botschaft ist, nicht zu resignieren.

Das sind meine zwei Outfits von den Weihnachtsmärkten der letzten zwei Tage, also gestern und heute (bis gerade eben):

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https://up.picr.de/50351640nl.jpg - https://up.picr.de/50352640ys.jpg

Das zweite Bild ist von genau heute. Und ich bin eben, also in den Abendstunden, noch dort gewesen. Vielleicht zur Auflockerung folgendes: Eine Bekannte, mit der (denen) ich für zwei Glühwein zusammenstand, sagte, ich hätte schöne Beine! Eine Freundin von ihr sagte, für sie wären die Beine zu dünn - aber wie jeder mag, so ihr Credo. Und ja, ich gebe der zweiten sogar eher Recht. Nunja, aber dieser Tage habe ich vermehrt Lust auf kurze Röcke. Liegt vielleicht auch an den warmen Temperaturen zurzeit.

Aber ich komme gar nicht auf diese Gedanken, wie Blumenrock sie formuliert hat:

Über den Weihnachtsmarkt würde ich mich  mehr unauffälliger kleiden gegen Abend. Am besten Midirock, für Mini hätte ich keinen Mut.

Sicher! Wähle das, worin Du Dich voraussichtlich am wohlsten fühlst.
Aber ich wähle aus einem breiten Spektrum das aus, worauf ich gerade Lust habe, unabhängig von 'Weihnachtsmarkt' oder 'Abendstunden'.

Aber natürlich, John, Blumenrock und die anderen, ich kann ja verstehen, dass nicht jeder so routiniert sein kann wie ich. Aber es ist möglich, das zu werden. Lasst Euch nicht zu schnell verunsichern!

Und ja, das, was DesigualHarry schreibt, kann ich gewissermaßen ebenso unterschreiben.


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Offline Yoshi

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« Antwort #12 am: Gestern um 20:46 »
Ich als Frankfurter war natürlich auch schon des Öfteren im Rock auf dem Weihnachtsmarkt. Ist eigentlich kein Problem und in der Masse geht man sowieso unter. Letztes Jahr lud ich sogar paar Forenmitglieder zu einem Rocktreffen nach Frankfurt ein, um meine Heimat zu zeigen. Wir schlenderten zu viert im Rock über den Weihnachtsmarkt und da gab es keine erwähnenswerten Reaktionen bis auf paar übliche neugierige Blicke. Wir sind sogar auf dem Rückweg über die Zeil gelaufen, die um diese Uhrzeit voll von jugendlichen Migranten waren. Auch da gab es keinerlei Probleme.

Sehr zu empfehlen ist übrigens der Rosa Weihnachtsmarkt am Friedrich-Stoltze-Platz. Das ist der queere Weihnachtsmarkt, der ganz in der Nähe vom "normalen" Weihnachtsmarkt ist und den man an den rosafarbenen Lichtern erkennt. Das Publikum dort ist meist ziemlich locker. Es hat eine sehr entspannte und gemütliche Atmosphäre. Ich gehe jedenfalls gerne dorthin.

Die Konstablerwache kann spätabends natürlich gefährlich werden. Ganz in der Nähe ist nämlich das Regenbogenviertel und vor ein paar Jahren gab es hier vermehrt Angriffe auf die queere Community. Ein paar Fälle gingen auch durch die Medien, beispielsweise eine Pfeffersprayattacke auf eine Drag Queen und ein körperlicher Angriff auf einen schwulen Mann, dem der Kiefer gebrochen wurde. Es gab sogar einen TV-Bericht vom Hessischen Rundfunk, wo vor laufender Kamera queere Menschen angepöbelt wurden. Die rot-grüne Politik hat daraufhin aktiv gehandelt, um queere Menschen besser zu schützen. Die verstärkte Polizeipräsenz ließ die Angriffe drastisch zurückgehen und die Aufklärungsquote steigen.

Na ja, da unterscheidet sich halt Frankfurt nicht von anderen deutschen Großstädten. Jede Großstadt hat ihre Ecken, die zu später Stunde gefährlich werden können. Ich finde, da sollte jeder auf sein Bauchgefühl hören, mit was er sich sicher fühlt, welche Situation er lieber meiden möchte und was ihm etwas mulmig vorkommt. Das eigene Bauchgefühl ist da meistens richtig.

Offline Slothorpe

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Antw:Wenn ein toller Tag schon fast zum Albtraum wird
« Antwort #13 am: Gestern um 22:37 »
Es ist schon viel geschrieben dazu, natürlich ist sowas super unangenehm, zum Glück sind die aller meisten Leute ja positiv und unterstützend, wie auch hier.

Ich will mich nur kurz zum Thema ÖPNV in Berlin äußern, ich fahre hier regelmäßig U- und S-Bahn, wenn ich im Rock, Kleid und mit hohen Schuhen unterwegs bin, auch Abends und spät Nachts, und habe eigentlich noch keine ernsthaft unangenehme Situationen erlebt, ganz selten mal einen dummen Spruch, den ich kontere. Deutlich mehr positive Erlebnisse, Leute die auf mich zukommen und meinen Stil gut finden etc.

Letztlich ist man nirgends ganz sicher vor Idioten… gerade in Gruppe und mit Alkohol…

Ne kleine Überraschung hätte ich notfalls für ganz heftige Fälle auch dabei, aber noch nie gebraucht…

BTW: die Aussagen zum Thema „Stadtbild“ teile explizit ich nicht, ich bin froh in einer bunten und diversen Stadt zu wohnen!
beam me up Scotty, there's no intelligent life on this planet!

Offline Blumenrock

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Antw:Wenn ein toller Tag schon fast zum Albtraum wird
« Antwort #14 am: Heute um 00:33 »
Hallo,

Ich betreibe mein Outing seit 14.06,2025 erst mit Leggings und kurzer Hose und seit September 2025 im Rock. Ich habe mich in meiner Heimatstadt, in der ich wohne, bewegt. Auch in früheren Räumen, wo man mich früher mit Hose kannte. So habe ich die Leute an so wie ich bin und mich wohl fühle , gewöhnt. Irgendwie war ich immer besser gelaunt, wenn ich einen Rock an hatte. Es war jedoch immer ein kleines inneres aufrichten, ja zu sich zu sagen. Im Bus oder der Bahn bewege ich mich besonders gerne  oder auch in Cafés. Mittlerweile gehe ich auch in das Sportstudio manchmal im Rock. Ich denke, ich kann es und darf es machen und die Leute sollen sich ruhig daran gewöhnen, das ich einen Rock an habe. Trotzdem gibt es Teile in mir, die auf der  Hut sind.

Besonders ist es auch im Rock zu sein bei Konzerten, die in kleinen Rahmen stattfinden (50 bis 100 Leute).
Da gibt es den Aspekt, das ich gerne Röcke trage , aber auch signalisieren will, eh, es ist sich etwas  am verändern. Männer dürfen auch Röcke tragen. Das ist der zum Teil in mir wohnende provozierte Teil, der auch unangepasst sein will.

Trotzdem gebe ich zu, das mir zum Teil die Coolness fehlt, die bei einigen von Euch vorhanden ist. Da ist immer die Hoffnung dar, das das Rocktragen irgendwann vorbei ist und ich dann  wieder ein unauffälliges Leben in der Hose führe. Aber ich glaube, das wird nicht kommen. Was mich jedoch am Anfang erschreckt hat, welchen großen Raum das Rocktragen und die darum  kreisenden Gedanken einnehmen. Ich glaube da hilft dann doch der Gedanke, die Verhaftung zu prüfen im Rahmen einer Selbstreflexion, damit die Verhaftung zum Rock das Leben nicht behindert. Der Rock sollte auf Dauer eines der Mittel sein, um sich auszudrücken. Es gibt im Leben bestimmt noch viele andere Dinge der Freude und des Ausdrucks. Hier wäre dann wirklich der Ansatz, dies alles im Rahmen einer Meditation zu prüfen einschließlich der mit dem Thema verbundenen Gedanken. Die Frage ist , was sollen wir als Mensch und Seele lernen, wenn wir uns in der Öffentlichkeit im Rock bewegen.

Eins ist sicher: man sollte das Leben „rocken“.

Rockige Grüße
Blumenrock



 

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