Autor Thema: Wenn ein toller Tag schon fast zum Albtraum wird  (Gelesen 218 mal)

Offline John1697

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Servus zusammen,

ja ich bin momentan leider nciht so aktiv hier, aber ich habe was zu berichten... und das leider nicht nur positives. Deshalb kleine Vorwarnung sollte jemand Probleme mit gewissen sensiblen Themen haben.

Ich war gestern auf unseren örtlichen Weihnachtsmarkt. Ich habe mich auch nicht Lumpen lassen und habe es gewagt. Es hat mich zwar viel Überwindung gekostet aber man muss auch mal Risiko eingehen.
Ich habe ein dunkelrotes Kleid eine Thermostrumpfhose darunter und eine normale Jacke getragen. Tatsächlich muss ich sagen, dass das Kleid doch etwas kürzer war, als ich es bestellt hatte, aber ich finde es trotzdem super (hab noch direkt zwei andere Farben bestellt), den es ist super warm und angenehm.

Naja auf jedenfall habe ich mich langsam unter die Leute gemischt und mir ist auch nicht wirklich was aufgefallen. Außer im Bus, da hab ich den ein oder anderen Blick bekommen, aber jetzt nicht negativ oder postiv. Ich glaube das war eher Interesse.
Ich bin dann über den Platz geschlendert, hab mir Glühwein geholt, etwas gegessen und habe dann noch ein kleines Schauspiel beobachtet. Ich hab fast selber vergessen, in welchem Outfit ich da gerade unterwegs war. Ich war auch ziemlich nervös / aufgeregt, aber irgendwie fühlte es sich irgendwann recht schnell "normal", bzw.auch irgendwie gut an.

Es gab aber einen Moment den ich ziemlich komisch fand: Als ich mich gerade zu den Menschenmengen stellte um mir die kleine Weihnachtsshow anzusehen wurde es ziemlich voll. Alles gut soweit. Irgendwann spürte ich dass irgendwas an meiner Jacke oder sogar Kleid zupfen. Ich hab es aber nur so semi wahrgenommen. Ich hab es noch einmal wahrgenommen, bevor dann etwas ganz komisches Geschah. Ich spürte wie etwas mein linkes Bein berührte und ich meine auch eine Bewegung im Saum meines Kleides im Augenwinkel gesehen zu haben. Ich habe mich umgesehen und auch leicht umgedreht: Links neben mir stand nur eine Frau und hinter mir standen halt auch noch Leute... überwiegend gemischt. Ich konnte nicht wirklich wahrnehmen woher das kam, bwz. wer das war (wenn da überhaupt was war). Vielleicht bin ich einfach auch nur paranoid.

Nachdem hab ich mich in der Menschenmenge so gar nicht mehr wohlgefühlt. Ich hab dann meinen Glühwein fertig getrunken und wollte auch irgendwie einfahc nur noch weg.

Ich bin dann zu Bushaltestelle. Es ist da noch eine Sache passiert. Vor der Bushaltestelle kamen dann zwei Halbstarke und haben schon vom weiten ziemlich ätzende Rufe wie "Hey Puppe", usw. geäußert. Ich habs erstmal ignoriert. Nur haben die sich dann an der Haltestelle direkt neben mich gestellt. Der eine kam dann vor mich und hat dann nur zum lachen angefangen. Er fragte, dann ob ich eine "Schuchtel" sei und auf Männer stehe? Ich hab das verneint und den beiden gesagt, woran sie das ausmachten. "Ja schau doch wie du aussiehst, das ist doch voll peinlich" Ich habe denen dann noch erklärt, dass ich zwar genderfluid, bzw. non-binär bin und biologisch auch männlich, aber für mich KLeidung kein Geschlecht hat und dass ich eine super liebe Freundin habe. Und dass ich es eher peinlich von ihnen finde, so (wahrscheinlich auch mit Frauen) zu reden und ihnen hinterherzurufen und dass es kein Wunder sei, dass Frauen von Leuten wie euch eher Abstand wollen etc.

Das hat ihnen wohl gar nicht geschmeckt, denn der eine kam bedrohlich nahe. Ich habe gesagt sie sollen Abstand halten und war kurz davor zu gehen. Zum Glück kamen dann aber zwei nette Damen und ein anderer Herr, die auch an der Bushaltestelle gewartet haben und es scheinbar mitbekommen haben und haben gefragt ob es hier ein Problem gäbe. Plötzlich war der eine ganz still. Der nette Mann hat dann gesagt, dass er sich ganz schnell verziehen soll und die Damen meinten auch dass sie die Polizei gleich dazu rufen. Daraufhin haben die mich in Ruhe gelassen und sind an die nächste Haltestelle auch gegangen.

Ich war überrascht. Sie fragten mich noch ob alles ok sei und ich bedankte mich auch sehr bei Ihnen. Der Herr meinte zwar auch ganz kurz dass mein Outfit "außergewöhhnlich" und nichts für ihn sei, aber meinen Mut sehr bewundere. Die Damen haben mich auf die Seite gezogen, bzw. gefragt ob ich mich zu ihnen stellen möchte. Sie haben mir dann auch postives Feedback gegeben und sich bedankt, dass ich mich allgemein für alle Frauen eingesetzt habe und dass es ihnen Leid tue dass ich sowas miterleben musste.

Achso, ja und hier noch zwei Bilder zum Outfit:
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Offline Yoshi

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Antw:Wenn ein toller Tag schon fast zum Albtraum wird
« Antwort #1 am: Heute um 00:13 »
Lieber John,

es tut mir Leid, dass dir sowas passiert ist. Du trägst an dieser Situation natürlich keine Schuld und es ist schön, dass es noch Menschen mit Zivilcourage gibt.

Ich höre das leider öfter von jungen Männern, die Rock oder Kleid tragen, dass sie blöd angemacht wurden. Meist passiert das spätabends, wenn junge Männer in Gruppen unterwegs sind und viel Alkohol im Spiel ist. Die fühlen sich dann stark und möchten sich profilieren. Es gibt leider immer solche Idioten, die sich ein Opfer aussuchen und da ist man als Mann im Kleid natürlich ein gefundenes Fressen. Ich kann mittlerweile Frauen verstehen, warum sie manche Plätze zu bestimmten Uhrzeiten nicht mehr alleine aufsuchen und sich nicht sicher fühlen. Viele meiden vor allem den öffentlichen Personennahverkehr. Das höre ich auch sehr oft von Menschen, die offen als queer leben oder die fälschlicherweise als queer gelesen werden können.

Vor ein paar Monaten habe ich mit einer jungen Transfrau gechattet. Sie sagte, dass ich sie inspiriere, weil ich oft Röcke in der Öffentlichkeit und auf der Arbeit trage. Deswegen outete sie sich bei ihrer Arbeit (Handwerksbetrieb) und bekam positives Feedback. Sie bedankte sich und war so glücklich. Dann erzählte sie mir, dass sie sich länger nicht getraut hätte. Vor zwei Jahren wäre sie das erste Mal in Frauenkleidung außer Haus gewesen und wollte mit Freunden auf eine Gender Switch Party, also wo man die Kleidung des anderen Geschlechtes trägt. Allerdings wird sie äußerlich oft als männlich gelesen, weil sie noch keine Hormontherapie begonnen hat. Sie wurde auf dem Weg zur Party am Mainzer Hauptbahnhof von einer Gruppe Jugendlichen zusammengeschlagen, und zwar so schlimm, dass sie im Krankenhaus behandelt werden musste. Das ging mir wirklich sehr nah. Ähnliche Geschichten habe ich schon häufiger von Femboys, Twinks, Transfrauen, Schwulen oder von (heterosexuellen) Männern in Röcken gehört. Deswegen meiden es junge Männer oft öffentlich Rock zu tragen oder machen es nur im geschützten Rahmen.

Mir ist sowas glücklicherweise noch nie passiert und bekam nur vereinzelt schon blöde Sprüche für meine Röcke. Aber auch ich wurde schon Opfer von Gewalt und da trug ich nach einer Weihnachtsfeier einen Anzug. Kenne auch andere Menschen aus meinem Bekanntenkreis, die Opfer geworden sind. Ein Freund meiner Eltern wurde mal so verdroschen, dass er monatelang im Koma lag und nur knapp überlebt hatte. Dafür kann es tausend Gründe geben. Sowas kann leider immer passieren, wenn man zur falschen Zeit am falschen Ort ist.

Leider triggert ein "femininer" Kleidungsstil an männlich gelesenen Personen immer noch manche Menschen. Deswegen habe ich auch ein wachsameres Auge, wenn ich im Rock unterwegs bin und meide es manchmal sogar im Rock raus zu gehen, wenn ich weiß, dass es später werden kann und ich eine Gegend passieren muss, in der dann viele Asoziale unterwegs sind.

Lass dich nicht von solchen Deppen entmutigen. Sei vorsichtig, aber lass dich nicht von der Angst bestimmen. Ich finde es schwierig bei solchen Konflikten Tipps zu geben, aber oftmals ist es besser, wenn man die Leute nicht noch weiter provoziert, um nicht unnötig Öl ins Feuer zu gießen. Ignorieren und dem Konflikt aus dem Weg gehen ist oft die bessere Wahl, aber es ist trotzdem keine Garantie, dass es nicht doch eskalieren kann.

Offline Timper

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Antw:Wenn ein toller Tag schon fast zum Albtraum wird
« Antwort #2 am: Heute um 07:40 »
Ich fahre selten und ungern ÖPNV. Nur wenn es nicht anders geht. Wie letztens zum Festival. Mit schwarzen längeren Lederrock und Trenchcoat dazu. Hab noch nie Stress gehabt aber trotzdem ist genug räudiges Pack unterwegs wo man reichlich Abstand hält. Letztens drehten im  U Bahnzug ein Gruppe Schwarzer allgemein am Rad. Bierflaschen kreisten…
Da hält hält man dann gerne Abstand. Die Frauen im Zug waren wenig von diesen Gestalten begeistert. Deren Begleiter auch nicht. Nicht selten sind die in Gruppen unterwegs und müssen sich natürlich  entsprechend profilieren.
Berlin ist zwar viel gewöhnt und locker aber man weiß ja nie….
Definitiv ist das Auto die bessere Wahl. Manchmal geht’s aber nicht wegen parken vor Ort. Das Frauen lieber Taxi oder Uber fahren als U Bahn ist verständlich.
Da fällt mir doch gerade das Stichwort „Stadtbild“ein….. da ist viel wahres dran.
Berlin kann ein Lied davon singen…
Am kommenden We werde ich wieder mit dem Auto fahren. Diesmal ist es gut, praktisch und machbar. Ich liebe es!
Es geht schneller zurück und keine Idioten die Stress machen.

Rock tragen? Ich darf das! Dress to Impress!
Schwarz ist bunt genug! :-)
Bis es was Dunkleres gibt, als Schwarz trage ich Schwarz!

Offline MAS

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Antw:Wenn ein toller Tag schon fast zum Albtraum wird
« Antwort #3 am: Heute um 07:51 »
Ein wirklich unangenehmes Erlebnis, lieber John!

Aber lass Dir von niemandem einreden, es liege an Dir oder Deiner Kleidung. Eher an der Passung zwischen Dir und dem beschränkten Weltbild dieser Männer. Sorgen macht mir indes die politische Entwicklung, die solche Typen ermuntert, endlich doch mal zu sagen, was bisher angeblich verboten gewesen sei. Minderheiten, die nicht in ihr enges Weltbild passen, können dann leicht zur Zielscheibe ihres Hasses werden.

Mach einfach weiter so, aber sei auch vorsichtig!

LG, Micha
Wer das Leben ernst nimmt, muss auch über sich lachen können.

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Offline sunflower

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Antw:Wenn ein toller Tag schon fast zum Albtraum wird
« Antwort #4 am: Heute um 08:54 »
Hallo John ich finde es mutig von Dir so raus zugehen  Die Typen an der Bushaltestelle sind nicht normal die sind stoltz daß,sie Hosenträger sind .Ich hätte damit kein Problem soll jeder tragen was er will und wo er sich wohl fühlt.Mach weiter so mit dem tragen von Röcken .Auf solche Typen kann man verzichten wo kein Hirn haben.Lg

Offline Skirtedman

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Antw:Wenn ein toller Tag schon fast zum Albtraum wird
« Antwort #5 am: Heute um 11:55 »
Lieber John,

Dir gehört mein Mitgefühl, dass Du diese Situationen erleben musstest.

So etwas kann extrem verunsichern. Die von der Haltestelle wollten das ja auch auf alle Fälle. Wenn Du deswegen solche Situationen in Zukunft meidest, dann gibt das denen Recht.

Mich erinnert das an die 80er und frühen 90er Jahre, das war in meinen persönlichen 20ern. Da gehörten solche Szenen fast zur Tagesordnung. Ich bin froh, dass ich mich davon nicht habe abhalten lassen. Froh bin ich auch, bei jeder dieser Situationen ein bisschen dazugelernt zu haben, an Erfahrung und auch jeweils ein Fitzelchen an Mut, mit solchen Situationen künftig umzugehen. Froh aber bin ich auch, dass diese Situationen längst nicht mehr an der Tagesordnung sind, sondern sehr extreme Ausnahme.

Auffallend ist, dass Menschen, die meinen, ihr Weltbild  - unbewusst oder unterbewusst - durch "korrigierende Maßnahmen" einem aufdrücken zu wollen, selbst oft Schwierigkeiten haben, sich in die Gesellschaft erträglich einzufügen. Den Druck, den sie verspüren, lassen sie dann in "geeigneten" Situationen an anderen Menschen aus.

Ich finde toll, dass Du - wie Du schilderst - ja ihnen verbal schlagfertig Paroli bieten konntest. Der Verweis auf Frauenfeindlichkeit war ein eindrucksvoller Ansatz von Dir, den Stolz dieser hochintegrierten Hosenträger zu brechen. Doch Yoshi hat ebenso gut analysiert wie auch Recht, dass es meist besser ist, nicht noch Öl ins Feuer zu gießen.

Ich habe über all die Jahrzehnte gelernt, in solchen Situationen mich gemeinsam mit den Belustigten zu amüsieren. Mein eigenes Amüsement hat inzwischen zwei Ebenen:
- zum einen freue ich mich, dass ich andere Menschen erheitern konnte und ihnen Grund gab, nicht weiterhin miesgelaunt die allgemeine Stimmung runterzuziehen. Es ist ein gutes Werk, anderen Menschen zu ein bisschen Freude zu verhelfen.
- zum anderen freue ich mich, dass ich im Inneren mich über die amüsierten Leute amüsieren kann, dass sie eben noch einiges dazulernen könnten, und dass sie eigentlich arme Würstchen sind, die gefangen in ihrer beengten Weltsicht sind und noch nicht begriffen haben, dass es ihnen seelisch besser ginge, wenn sie nicht jedem ihr eigenes Weltbild aufdrücken wollten - was sie übrigens nur machen, wenn sie sich gerade mal besser fühlen als sonst den lieben langen Tag lang. Lass Dir es nicht anmerken, dass Du auch über sie lachst. Lache sie in Deinem Geiste innerlich aus, zeige nach aussen, dass Dein inneres Lachen über sie ein gemeinsames Lachen über die von ihnen so empfundene Situation sei. Und hab auch Verständnis, dass nicht jeder so weltoffen und gesittet sein kann, wie wir das sind.

Ein gemeinsames Lachen über die Situation ist ein gutes Zeichen für die ungebetenen Amüsierten, dass Du Dich mit ihnen freust und sie Dir mit ihren Reaktionen gar nicht so viel anhaben können. Das würdest Du zwar auch mit verbalem Kontern zeigen, aber ein gemeinsames Lachen transportiert das auf einer positiven Basis.

Ich habe schon oft erlebt, dass so die Gesamtsituation sich schnell entspannt. Es kam schon vor, dass wir uns anschließend prächtig über Gott und die Welt unterhalten haben, ja, sogar schon anschließend ein Bier zusammen trinken gingen.

Außerdem ist gut zu wissen, dass auch andere Menschen mit solchen Pöbeleien nichts anfangen können und Dir couragiert zur Seite stehen können. Auch das ist ein gutes Zeichen, dass Du nicht völlig isoliert bist, nur weil Du nicht den Erwartungen aller entsprichst.
Dass Männer nur Hosen tragen, ist weder körperlich noch geistig gesund.
Wie tief muss der psychische Knacks wohl sein, dass Männer sich nicht endlich auch mehr Freiheiten gönnen!?

Offline cephalus

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Antw:Wenn ein toller Tag schon fast zum Albtraum wird
« Antwort #6 am: Heute um 12:31 »
Hallo John,
vorweg, egal was man trägt darf das Anlass für Anfeindungen oder dumme Kommentare sein. Alles andere ist mindestens übergriffig.


Bei dem, was Du auf den Bildern trägst, wundert mich die Reaktion besonders, ich würde es nicht mal als Kleid lesen, sondern eher als längeren Pullover über einer Hose, in meinen Augen Kleidung, die Aggressoren vermutlich weniger anzieht als Higheels und Netzstrumpfhose.

Aber gut, ich werde vermutlich nie verstehen, warum Menschen mit der Kleidung anderer Leute ein Problem haben können, bzw. warum sie in irgendeiner Form für diese Menschen relevant ist.
Das wäre aber ein eigenes Thema.

Im Allgemeinen denke ich, dass eine Diskussion, oder auch Argumentation, oder auch ein Gespräch mit Menschen, die einem mit dieser Attitüde begegnen in den meisten Fällen sinnlos ist.
Du hattest auf jeden Fall Glück, dass Du Unterstützung erhalten hast. Das ist leider nicht immer gegeben.
Entmutigen lassen solltest Du die von diesem Erlebnis aber nicht.

Ich trage seit Jahren alles Mögliche, wonach mir gerade ist, eine ähnliche Situation hatte ich noch nie, nicht mal eine die mir nennenswert unangenehm gewesen wäre.
In meinen Augen ist sowas selten, zumindest an den Orten und in dem Umfeld, in dem ich mich üblicherweise bewege.

ÖPNV gehört da allerdings explizit nicht dazu, darin fühle ich mich unabhängig von meiner Kleidung nie wohl und vermeide ihn nach Möglichkeit.

Was das auf dem Weihnachtsmarkt war? Als nicht Betroffener kann ich es nicht beurteilen, aber bei so vielen Menschen auf einem Haufen kommt man permanent mit anderen, ihren Taschen, ihren Hunden oder was auch immer in Kontakt - wenn es nicht massiv ist, würde ich es vermutlich nicht wahrnehmen, allerdings wird man sensibler, wenn man aufgrund besonderer Umstände, wie in deinem Fall die Kleidung, etwas angespannt ist.

Insgesamt lass Dich nicht entmutigen, was Du, ausgerechnet am Anfang deiner Rockerkarriere erlebt hast, ist ungewöhnlich.


Viele Grüße
Cephalus



Offline Skirtedman

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Antw:Wenn ein toller Tag schon fast zum Albtraum wird
« Antwort #7 am: Heute um 12:40 »
Lieber Yoshi,

Danke für Deinen ausführlichen Beitrag. Gerade die Schilderung der Situation am Mainzer Hauptbahnhof von vor zwei Jahren schockiert mich, aber ja, ich erinnere mich, dass eine passende Meldung durch die örtlichen Medien ging.

Spätestens seit der Schaffung des 9-Euro-Tickets (am 01.06.22) bin ich wöchentlich mindestens 5 bis 6 Mal zu den unterschiedlichsten Uhrzeiten am und im Mainzer Hauptbahnhof unterwegs - verstärkt zu Zeiten rund um Mitternacht. Auch wohnte ich bis vor gut 10 Jahren für 20 Jahre im Umfeld, die Hälfte davon sogar in unmittelbarer Nähe des Hauptbahnhofs. Ich kann nicht, schon gar nicht in letzter Zeit, von vergleichbaren Erlebnissen berichten. Verbale Nachrufe gab es bis vielleicht vor 15 Jahren vielleicht mal vereinzelt, aber von unmittelbaren Konfrontationen kann ich nicht berichten.

Vielleicht hatte ich diese Hunderte, Tausende Male einfach nur Glück. Oder ich weiss nicht, was ich ausstrahle oder nicht ausstrahle, was mich vor solchen Angriffen schützt.

Auch erinnere ich mich an Samstag, als ich zur Mitternachtszeit an und in den Hauptbahnhöfen in Wiesbaden und Mainz alleine unterwegs war, besonders an die S-Bahn-Fahrt dazwischen. Die ganze lange S-Bahn war voll, so dass etliche stehen mussten (ich fand noch einen Platz). Und sie war voll von auffallend jungen Leuten, die meisten in größeren Gruppen, z.T. über größere Sitzreihen und Steheinheiten (besonders im Türbereich) verteilt. Entweder kamen sie gerade von einer Unternehmung, scheinbar waren die meisten aber erst gerade aufgebrochen, um zu einer Unternehmung zu gelangen. Oft war das Vorglüh-Bier in der Hand. Und die Stimmung war aufgeheitert, aufgedreht - und auffallend überwog auch der nicht rein deutschgeprägte Kulturhintergrund der überwiegend männlichen Grüppchen.
Das war eine Situation, in der ich mich nur bedingt wohlfühlen konnte.

Und doch erreichte ich gut und unbelastet meinen Zielort. Nichts geschah, niemand beäugte mich verstohlen, niemand ließ mir irgendeine geringschätzige Reaktion zukommen, vermutlich hat auch niemand darüber gesprochen, soweit ich die Sprachen und Reaktionen dahingehend beurteilen konnte.



Anderes Beispiel, gerade von gestern. Ausgerechnet als ich auch alleine den Bus zur Mainzer Stadtmitte nehmen wollte, hatte eine nahe gelegene Schule Schulaus für etliche Klassen. Es kamen mehr und mehr plusminus 16-jährige an meine Haltestelle und auch zu der gegenüberliegenden Haltestelle, sie konnten mich auch von weitem aus schon prima sehen. Nach gut 8 Minuten Wartezeit stieg am Ende die Anzahl von zwei, drei Klassenstärken in meinen Bus ein. Ich bekam sogar noch einen Sitzplatz und ohne dafür zu drängeln. Weder beim Warten, noch beim Fahren oder beim Ein- oder Aussteigen gab es einen Hauch von Piep irgendeiner wie auch immer gearteten Reaktion auf mich. Nichts ist geschehen. Vor 20 Jahren wäre das deutlich anders gewesen.

Wie ich so rumlaufe, kann man ja fast täglich in der Rubrik "Was habt ihr gestern getragen?" sehen. Zu den beiden Schilderungen von eben gibt es auch die passenden Bilder zu sehen (zufälligerweise im selben Beitrag), hier mal kurz ein Einblick:

Samstag Nacht:
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https://up.picr.de/50350898mg.jpg

Gestern tags:
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https://up.picr.de/50350860kv.jpg



Dir gehört mein Mitgefühl, dass Du diese Situationen erleben musstest.

So etwas kann extrem verunsichern. Die von der Haltestelle wollten das ja auch auf alle Fälle. Wenn Du deswegen solche Situationen in Zukunft meidest, dann gibt das denen Recht.

Ich kenne das u.a. aus den 90ern. Gerade z.B. in Frankfurt, Konstablerwache, oben auf dem Platz. Vor allem freitags ab dem Nachmittag herrschte da eine aufgeladene Stimmung. Etliche "rumlungernde", "marodierende" Jugendgruppen oder jüngere Erwachsene hingen da ab und kommentierten alles, was da vorbeikam. Eine sehr konfliktreiche Atmosphäre.
Wie ich das erkannt habe, habe ich auf Verdeih und Verderb eine Passage da besonders zu den fraglichen Zeiten gemieden.

Irgendwann ging ich hin, das bewusst nicht mehr zu meiden. Sondern bewusst mich dieser Situation zu stellen.

Und meine Erfahrungen zeigten, auch in Begegnung mit anderen Jugendgruppen oder gelangweilten Erwachsenengruppen andernorts, dass das bewusste Nichtvermeiden sehr hilfreich ist, tatsächlich diese Konfrontationen zu vermeiden. Scheinbar wirkt man anders, wenn man sich eben genau von solchen Begegnungen nicht einschüchtern lässt. Inzwischen kann ich in solche Begegnungen schon mit einem äusseren Lächeln hineingehen - auch auch wieder hinausgehen. Lächeln, dass nichts, gar nichts passiert ist. Oder Lächeln, dass es Spaß gemacht hat, trotz einer Reaktion mit einem Gefühl des Gewinnens (des Gewinnens an Sympathie) aus diesen Begegnungen wieder hinaus zu gehen.
Dass Männer nur Hosen tragen, ist weder körperlich noch geistig gesund.
Wie tief muss der psychische Knacks wohl sein, dass Männer sich nicht endlich auch mehr Freiheiten gönnen!?

Offline Skirtedman

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« Antwort #8 am: Heute um 12:59 »
Lieber John,

Dein Kleid erinnert mich an zwei meiner Kleider. Eines davon hatte ich Ende November an. Jenes ist eher als "Lose-Fit", also als locker fallend bzw. als "Oversized" konzipiert, ansonsten sehr identisch:

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https://up.picr.de/50293601fd.jpg

(Beschreibung zum Kleid)
Dass Männer nur Hosen tragen, ist weder körperlich noch geistig gesund.
Wie tief muss der psychische Knacks wohl sein, dass Männer sich nicht endlich auch mehr Freiheiten gönnen!?


 

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