Hallo,
zunächst möchte ich an dieser Stelle noch mal kurz eingehen darauf, dass mein Titel
"Phishing for Kompliments"
- die Verwendung des 'Ph' und des 'K' sollen das eigentlich schon deutlich machen - nicht so bierernst zu nehmen ist. Nein, es geht nicht darum, Komplimente einzuheimsen und sich darum zu bemühen. Sondern, dass der Komplimente-Segen manchmal einfach überwältigend stark spürbar ist. Wenn man das erlebt, dann besteht schon fast die Gefahr, nahezu euphorisch zu werden. Und ja, manchmal ist es auch wert, davon Euch zu berichten, finde ich.
Nach
vorgestern mit "Vorfällen" war gestern auch wieder ein Tag mit drei herausstechenden Erlebnissen:
Vorausschicken will ich noch meinen Gedanken, dass, wenn man alleine unterwegs ist, man oftmals intensivere Kontakte / Ereignisse erlebt, als zu zweit oder zu 'mehrt' - fällt mir immer wieder auf. Wobei zwei der gestrigen Vorfälle evt. gar nicht ahnen konnten, dass ich alleine unterwegs war.
Gestern nutzte ich die Gelegenheit, alleine meinen Tag ohne feste Uhrzeiten, Verabredungen, Wünschen, Kompromissen, Gruppendynamiken etc. zu verleben. Und ich bewegte mich in einer Gegend, wo viele die Lust verlassen hätte, überhaupt mitzukommen. Wobei ich an gleicher Stelle zu selbem Anlass schon mal meine Geburtstagseinladung begangen hatte - damals (vor 6 oder 11 Jahren muss das gewesen sein) waren da zwei Männer im Rock unterwegs.
Ansonsten eine Gegend, in die ich nicht so oft hinkomme. Man mich also auch nicht aus dem Straßenbild kennt.
Bitte einloggen oder registrieren um das Bild zu sehen.(erwähnenswert hier sind Chiara, Lea und Elisabetta) https://up.picr.de/49622096ii.jpg(man beachte weiterhin, dass die Säume gezielt auf derselben Höhe sind!)Vorfall 1Ein belebter Innenhof, anlässlich eines Festes. Diagonale des Hofes etwa 80 Meter. Es lichtete sich schon ein klein wenig, so dass erste Bierbänke frei waren. Nach einer Wanderung platzierte ich mich mit einem Weinglas in der Sonnenecke. Nach vielleicht 10 Minuten kam eine ältere Frau (bestimmt Ü60) an meine Bank und sagte: "Sie sehen saugut aus!" - ich: "Och, Danke!" - sie: "Doch, das musste ich Ihnen nur mal sagen: Sie sehen wirklich saugut aus!", dreht sich um und ging wieder zurück, von wo sie offenbar hergekommen war, und verschwand an einem Tisch hinter anderen besetzten Tischen mindestens 40, 50 Meter von mir entfernt. Sie hat sich also die ganze Mühe gemacht, zu mir zu kommen, ihr Anliegen loszuwerden, um dann wieder zurück zu wohl ihren Leuten zu gehen.
Bitte einloggen oder registrieren um das Bild zu sehen.(Schnappschuss von der Wanderung,
erwähnenswert ist, dass da der Rock mit zu erahnen ist.) https://up.picr.de/49622108fs.jpgVorfall 2Weitläufige Wiese, selbes Festgeschehen. Ich besetzte eine leerstehende Bierbank mit meinem Bier am Rande des Geschehens (dort wo nicht Riesenbäume alles abschatteten). Hier auf der Wiese hatte ich mit Bier gestartet, dann durch Wald und Flur gewandert, etliche noch krabbelnde Zecken von Rock und Beinen abgelesen, und hier jetzt wollte ich den Tag mit wieder einem Bier ausklingen lassen. Denn 0,4 Bier kosteten hier phänomenale 3,50 €. Bei uns in der Gegend zahlt man bei Festen schon 4,50 für 0,3, manchmal 5,00. Oder für 0,5 mindestens 6,00, inzwischen aber um die 7,00. Prost.
Nachdem ich ein paar Dinge händelte, mein Durst aber nicht so groß wie das Bierglas war, ließ ich Glas und mein Gelerch (Rucksack, weisses Jäckchen, Käppie) auf dem Tisch alleine liegen und entfernte mich 30, 40 Meter, um den angrenzenden Weiher zu begutachten.
Dort im Schatten von Schilfgras und Buschwerk kauerte auf einer Decke ein Frauengrüppchen: 2 erwachsene Töchter, Mama, Oma (was eigentlich eine Freundin von der Mama war, wie ich erfuhr). Ich musste um die herum, um das ganze Ausmaß des Teichs zu sehen - da begrüßten mich alle mit einem "Hallo!" und freundlichem Lächeln. Besonders an Mamas sympathischem Lächeln blieb mein Blick hängen. Und bei meinem Weg zurück nickte ich den vieren noch freundlich zu und es kam zu einem kleinen Wortwechsel.
Ich sei "die schönste hier beim Fest", meinte Mama, was ich sogleich abwehrte, auf meinen Zweitagebart hinwies und meinte, ich sei ein Mann. Sehr viel mehr wurde da nicht ausgetauscht, außer natürlich noch Blicke mit allen, auch mit "Oma".
Wieder an meinem Tisch zurück - ich rückte meine drei, vier Utensilien wieder vorteilhaft zurecht - genoss weiter an meinem Getränk, kam nach so 5 Minuten Mama zu mir und setzte sich mir gegenüber. Ich sei so ein sympathischer, netter, offener Mensch, meinte sie. Ich fragte, woher sie das wissen könne, vielleicht versteckte ich mich nur hinter einer netten Fassade und sei in Wirklichkeit ein übler Narzisst. "Nein, das spüre ich!", sagte sie. Ob sie denn Tiefenpsychologin sei, wollte ich wissen. "Nein, ich bin Friseurin!" Smiley. "Sagte ich doch!", schmunzelte ich entgegen. Wir unterhielten uns noch sehr nett über dies und jenes. Ihre Begleiterinnen brachen langsam auf, die eine Tochter kam, überbrachte die Nachricht, dass Mamas Schwiegersohn sie jetzt abholt und ins nahegelegene Höchst i.Odw. fährt. Auch von Tochter kamen noch Komplimente für mich. Freundlicher Abschied. Ich hatte keine Chance, unsympathisch rüberzukommen.
Bitte einloggen oder registrieren um das Bild zu sehen.(Dieses etwas überstrahlte Bild entstand nach Vorfall 2,
Käppie und weisses Jäckchen hatte ich zum Sonnenschutz inzwischen wieder angelegt.) https://up.picr.de/49622130dv.jpgVorfall 3Nach einem Tag Bier, Wein und Bier saß ich nun in anderer Richtung auf der Rückfahrt im Zug. Inzwischen hatte ich das warme Leo-Oberteil mir übergezogen. So langsam überlegte ich, wem ich denn meinen Rucksack anvertrauen könnte, um mich im nächsten Waggon angemessen meiner notwendigen Duft zu entledigen. Gedacht - getan. Opfer gefunden, ich mach mich los, ca. 4, 5 Türen vorbei mich zu quetschen zur Toilette, die zum Glück frei war. Und wieder zurück, es war deutlich voller als es von meinem abgelegenen Sitzplatz mir erschien. Ich musste etliche Fahrräder und Fahrradhalter bitten, mir Platz zu machen. Über einige Vorderräder stieg ich auch mit meinem kurzen Faltenrock. Es waren überwiegend junge Männer mit Rädern unterwegs, viele mit Herkunft nicht aus der Gegend. Auch waren es überwiegend Männer, die durch bestimmte Gewandung, Laune und Anmut von einem Endspiel der 2. Bundesliga (mit Spielerfolg) zu kommen schienen. Ein Fußballfan auf einer Längsreihe der Sitze rief mir freudig zu und hinterher, ich sei ein Römer, was mir natürlich gefiel: wegen der freundlichen Art, und dass ich nicht anders interpretiert wurde.
Nach besagtem erneuten Spießruten-Rücklauf kam ich nun auf den Platz meines Rucksacks: Ein 8er-Sitz quasi, mit mir nun vollbesetzt.
Etliche Bahnhöfe später, ca. 15, 20 Minuten nach meinem Klogang kam eine großgewachsene etwa zwanzigjährige, sehr sportliche Frau von hinten zu mir ums Eck und meinte: "Ich muss Ihnen sagen, sie sehen phantastisch aus!" Ich war erst einmal perplex. Ich konnte irgendwie nur ein Danke, Danke stammeln und noch kurz ihr am Oberarm an ihrem flauschigen Carmenpullover (siehe roter Pullover von Lars) streicheln - ein angemesseneres Verhalten bekam ich da nicht hin. "Ja, doch! Die Jungs da vorne..." - sie musste wohl die Jungs von den Fahrrädern und/oder die Fußballjungs meinen, die da irgendwo in Klonähe rumhingen - "Die Jungs da vorne hätten niemals den Mut, so gut auszusehen wie Sie!", sprach´s und ging wieder zurück, wo sie herkam. Sie musste wohl die ein, zwei Waggons durch die Massen sich hindurchgequetscht haben, um mir das zu sagen. Vermutlich stieg sie an der nächsten Station aus. Achja, ich muss ja auch hier raus...
Die 7 anderen Zugreisenden in meinem 8er-Block, alles glaubich Männer, allenfalls eine Frau, haben dieses durchaus interessante Kompliment mit Sicherheit mitbekommen. Ihre klare, freundliche Stimme ist mir noch jetzt im Ohr. Ich hoffe, den Mitreisenden blieben noch ein paar interessante Gedanken im Kopf.
Zum Outfit:
Der graue Faltenrock wehte bei dem teils auffrischenden Wind lustig um die Oberschenkel.
Er, der Rock, ist von Anfang der 90er Jahre und mir immer mal wieder ein treuer 'Bekleider'.
Bitte einloggen oder registrieren um das Bild zu sehen.https://up.picr.de/49622140vq.jpgKappe und weisses Jäckchen trug ich bei Vorfall 1 und 2 nicht. Doch, das Käppie manchmal schon.
Unter dem weissen 'Jäckchen' findet sich folgendes erwähnenswerte Detail:
Bitte einloggen oder registrieren um das Bild zu sehen.https://up.picr.de/49622147hv.jpgDieses Top trug ich also bei Vorfall 1 (Dame Ü60) und Vorfall 2 (Mama) sichtbar.
Bei Vorfall 3 trat ich dann so in Erscheinung:
Bitte einloggen oder registrieren um das Bild zu sehen.https://up.picr.de/49622160tp.jpgSo kletterte ich also durch und über die Fahrräder. So wurde ich von einem Fußball-Tribünenexperten als Römer wahrgenommen.
Und "die Jungs da vorne" hätten wohl niemals den Mut, "so gut auzusehen"!

Jetzt weder Blick zurück noch vor, einfach nur in die Landschaft:
Bitte einloggen oder registrieren um das Bild zu sehen.https://up.picr.de/49622165nu.jpgUnd abschließend noch ein Selfie mit Weinkönigin Lea I.
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