Was ich damit sagen will: wenn jeder allen potenziell möglichen Gefährdungslagen aus dem Weg geht, braucht sich nicht zu wundern, dass sich keiner mehr im Rock auf die Straße traut. Dann ist die Welt eben so schlecht, weil man sich davon einschüchtern lässt. Die Welt aber ist viel besser, als man sich manchmal zu glauben traut. Jedenfalls auf meinem Planeten.
Das hängt natürlich auch wieder von Lebensrealitäten ab. Der jungen Transfrau, die beim ersten öffentlichen Rocktragen krankenhausreif zusammengeschlagen wurde, würde ich sowas nicht sagen. Das wäre absolut empathielos und unsensibel. Sie war von diesem Ereignis lange Zeit traumatisiert, hat vielleicht sogar eine Posttraumatische Belastungsstörung entwickelt. Da hilft nicht zu sagen: "Ach, hab dich nicht so. Geh der Gefahr nicht aus dem Weg und lass dich nicht einschränken. Mich hats ja auch nicht erwischt, aber ich lebe ja anscheinend in einer anderen Welt als du." Man selbst ist halt nicht der Nabel der Welt und jeder hat seine eigene Lebensrealität. Mich freut es jedenfalls, dass ich sie durch meine Geschichten inspirieren konnte zu einem Outing auf dem Arbeitsplatz. Sie hat eine schlimme Erfahrung gemacht, da hilft es nichts das zu bagatellisieren und sich selbst zu profilieren, weil man selbst davon verschont blieb.
Ich kann auch den jungen Femboy aus Köln verstehen, der nach mehrmaligen Bedrohungen in seiner Nachbarschaft einen Rückzug gemacht hat. Ein Umzug kommt für ihn finanziell als Student nicht in Frage, dann trägt er halt Röcke nur daheim, bei Freunden oder zu bestimmten Anlässen - sprich: wo er sich sicher fühlt. Das halte ich nicht für feige, sondern für sehr klug. Wäre mir schon mehrfach in meinem Stadtteil Schläge angedroht worden, dann würde ich so auch nicht in meiner Umgebung rumlaufen, sondern mir andere Gelegenheiten suchen. Man muss sich nicht unnötig in Gefahr bringen, wenn man schon in riskante Situationen kam. Lieber sicher in Hosen heim kommen, als mit Röckchen im Krankenhaus liegen.
Einer Frau würde ich auch nicht zur Stärkung ihres Egos empfehlen, alleine nachts im Park bei besoffenen Männergruppen vorbei zu laufen, damit sie "selbstbewusster" wird. Die These: "Du wirst als Frau nur belästigt, weil du nicht selbstsicher genug auftrittst und die spüren deine Unsicherheit" ist doch ein absurder Gedanke. Ich brauche jedenfalls keine Mutprobe oder Challenge wie ein kleiner Teenager, der sich selbst was beweisen muss. Auch als erwachsener Mann kann man vorsichtig sein und es ist völlig in Ordnung erhöhtes Gefahrenpotential zu vermeiden. Ich weiß, dass gerade Männer da oft "falschen Stolz" haben und lieber den mutigen, selbstbewussten Macker spielen wollen. Das brauche ich jedenfalls nicht. Ich lasse mich da weniger von Angst leiten, sondern viel mehr von Vernunft.
Ja das ist bei Frauen (Transfrauen) kaum möglich. Leider wird man aber gezwungen sich anders zu kleiden als man es eigentlich möchte. Wer trägt schon gerne Jeans wenn er eigentlich viel lieber einen Minirock abends im Club tragen würde? Das ist ein untragbarer Zustand und es verschlimmert sich weiter. Und JA in dem Fall sind es zu 99% Migranten muslimischer Glaubensrichtungen die dir ansonsten die Hölle heiss machen! Alle meine Freundinnen fahren nur noch mit Fahrgemeinschaft oder Taxi zu Locations wenn sie feiern und nicht wie ein Sack Muscheln aussehen möchten. JEDE hat schon diese Situation mehrfach erlebt und glaub mir die Erfahrung möchte Niemand noch einmal machen. Deutsche Männer pfeifen dir hinterher oder lassen Sprüche ab aber die aus der anderen Glaubensrichtung langen zu - aus der Gruppe raus - Und du weisst nicht ob du da unverletzt raus kommst. Das ist ne ganz andere Nummer!
Ja, das ist tatsächlich ein großes Problem für Frauen, deswegen gibt es in vielen Großstädten auch kostenlose Frauentaxis. Viele Frauen, die ich kenne, lassen sich lieber abholen oder nehmen Hoodies mit, worunter sie sich auf dem Heimweg verstecken. Eine Freundin sagte mal: "Ich versteck mich lieber unter der Kapuze, damit ich aussehe wie ein Kerl."
Ob das Problem schlimmer geworden ist, würde ich eher bezweifeln. In meiner Jugend gab es schon diese Problematik, das war lange vor der Flüchtlingssituation 2015. Ich glaube, bei vielen ist es eher eine Verklärung von früheren Zeiten. Die Problematik gab es schon immer. Erinnert euch mal zurück, wie es in eurer Jugend war, ob da wirklich alles "Friede, Freude, Eierkuchen" war. Wenn meine Eltern von früher erzählen, sind da auch ziemlich krasse Storys dabei. Ich schaue mir zudem gerne alte Filme und Dokus an. Ehrlicherweise sehe ich da nicht viel Unterschied zu heute. Meiner Meinung nach ist vieles auch Panikmache der Medien, sowohl von links als auch rechts. Es wird oft überdramatisiert, womit ich die Probleme nicht wegreden will, aber es wird oft zu sehr emotionalisiert und politisch instrumentalisiert, anstatt reflektiert zu analysieren und konkrete, vernünftige Lösungsvorschläge zu geben.
Es ist allerdings nicht zu leugnen, dass es Nationalitäten gibt, bei denen solche Verhaltensweisen häufiger auftreten, weil sie in patriarchalischen Strukturen aufgewachsen sind. Meiner Erfahrung sind das aber nicht nur Menschen aus der islamischen Welt, sondern verstärkt tritt das auch bei osteuropäischen oder afrikanischen Männern auf. Asiaten aus dem Fernen Osten beispielsweise sind da weniger repräsentiert. Natürlich lässt sich das alles nicht verallgemeinern, aber es gibt schon Tendenzen in der Sozialisierung.
Letztendlich ist es ein Übergriff und da ist religiöse oder kulturelle Prägung egal. Das lässt sich mit nichts rechtfertigen oder entschuldigen. Es gibt leider auch genügend Italiener, Spanier, Deutsche oder Österreicher die Frauen belästigen. Ich kenne genügend Frauen aus meinem Bekanntenkreis, die eine Zeit lang gekellnert haben. Betrunkene Europäer sind da oft nicht viel besser als Männer aus anderen Kulturen. Dass eine Kellnerin anzüglich angesprochen, begrapscht oder einen Klaps auf den Po bekommt, ist vielerorts leider keine Seltenheit. Eine Freundin erzählte mir, dass sie sogar mal von einem alten Herren an sich gezogen wurde, der ihr gleich die Zunge in den Hals gesteckt hat. Der wurde danach vom Chef persönlich rausgeschmissen. Ich war früher viel in Kneipen unterwegs gewesen und habe schon Belästigungen mitbekommen, die Mädels aus unserer Gruppe oder andere weibliche Gäste erfahren mussten. Einmal kam beispielsweiser einer, der fragte, ob eine Freundin nicht nur so schön am Strohhalm saugen würde, sondern auch sein Sperma schlucken könnte. Der hieß nicht Mohammed oder Ali, der hieß Manfred. Woher ich das weiß? Ich kannte ihn und seinen Männerstammtisch. Könnte jetzt noch andere Beispiele nennen, aber lassen wir das. Was ich damit sagen will: solche Arschlöcher gibt es überall. Arschlochsein lässt sich nicht an der Ethnie festmachen.
Importierte Probleme die wiederum neue Probleme erzeugen.
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Ganz erstaunt ist man neuerdings das da auch Judenhass mitgekommen ist
Antisemitismus ist leider nicht erst seit wenigen Jahren "importiert" worden. Ich kenne genügend Leute, die das schon vor Jahren/Jahrzehnten sagten. In meiner Schulzeit gab es schon Aufklärungsarbeit und im Religionsunterricht (katholisch übrigens) hatte einige Schüler antisemitische Vorurteile. Natürlich gibt es Antisemitismus in Teilen der muslimischen Community, aber der Antisemitismus kennt viele Gesichter. Von dem rechtsextremen Judenhass muss ich sicherlich niemanden was erzählen, aber es gibt ebenso zahlreichen Judenhass aus dem linksextremen Milieu. Vom christlich motivierten Antijudaismus, den beispielsweise manche evangelikale Gruppierungen verinnerlicht haben, will ich gar nicht erst anfangen. Wenn man mich fragen würde, welchen Judenhass ich davon am schlimmsten finde? Meine Antwort ist: ALLE!