Autor Thema: Wenn ein toller Tag schon fast zum Albtraum wird  (Gelesen 444 mal)

Offline Blumenrock

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Antw:Wenn ein toller Tag schon fast zum Albtraum wird
« Antwort #15 am: Heute um 00:33 »
Hallo,

Ich betreibe mein Outing seit 14.06,2025 erst mit Leggings und kurzer Hose und seit September 2025 im Rock. Ich habe mich in meiner Heimatstadt, in der ich wohne, bewegt. Auch in früheren Räumen, wo man mich früher mit Hose kannte. So habe ich die Leute an so wie ich bin und mich wohl fühle , gewöhnt. Irgendwie war ich immer besser gelaunt, wenn ich einen Rock an hatte. Es war jedoch immer ein kleines inneres aufrichten, ja zu sich zu sagen. Im Bus oder der Bahn bewege ich mich besonders gerne  oder auch in Cafés. Mittlerweile gehe ich auch in das Sportstudio manchmal im Rock. Ich denke, ich kann es und darf es machen und die Leute sollen sich ruhig daran gewöhnen, das ich einen Rock an habe. Trotzdem gibt es Teile in mir, die auf der  Hut sind.

Besonders ist es auch im Rock zu sein bei Konzerten, die in kleinen Rahmen stattfinden (50 bis 100 Leute).
Da gibt es den Aspekt, das ich gerne Röcke trage , aber auch signalisieren will, eh, es ist sich etwas  am verändern. Männer dürfen auch Röcke tragen. Das ist der zum Teil in mir wohnende provozierte Teil, der auch unangepasst sein will.

Trotzdem gebe ich zu, das mir zum Teil die Coolness fehlt, die bei einigen von Euch vorhanden ist. Da ist immer die Hoffnung dar, das das Rocktragen irgendwann vorbei ist und ich dann  wieder ein unauffälliges Leben in der Hose führe. Aber ich glaube, das wird nicht kommen. Was mich jedoch am Anfang erschreckt hat, welchen großen Raum das Rocktragen und die darum  kreisenden Gedanken einnehmen. Ich glaube da hilft dann doch der Gedanke, die Verhaftung zu prüfen im Rahmen einer Selbstreflexion, damit die Verhaftung zum Rock das Leben nicht behindert. Der Rock sollte auf Dauer eines der Mittel sein, um sich auszudrücken. Es gibt im Leben bestimmt noch viele andere Dinge der Freude und des Ausdrucks. Hier wäre dann wirklich der Ansatz, dies alles im Rahmen einer Meditation zu prüfen einschließlich der mit dem Thema verbundenen Gedanken. Die Frage ist , was sollen wir als Mensch und Seele lernen, wenn wir uns in der Öffentlichkeit im Rock bewegen.

Eins ist sicher: man sollte das Leben „rocken“.

Rockige Grüße
Blumenrock


Offline Skirtedman

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Antw:Wenn ein toller Tag schon fast zum Albtraum wird
« Antwort #16 am: Heute um 01:09 »
Na, die einen nennen das meditieren. Ich nenne es nachdenken. Und in meinen vielen Jahren im Rock hatte ich auch viel Zeit, darüber nachzudenken. Und nicht selten denke ich auch nochmals weiter nach, wenn ich hier fürs Forum irgendwas schreibe.

Die Frage ist , was sollen wir als Mensch und Seele lernen, wenn wir uns in der Öffentlichkeit im Rock bewegen.

Auch wenn diese Frage uns vom eigentlichen Thema hier im Strang wegzuführen scheint, will ich doch darauf eingehen.

Wie ich anfing, nach etlichen Jahren auch in meiner Heimatstadt mich im Rock rauszutrauen, merkte ich recht bald, dass ich richtig fröhlich wurde. Und Du, Blumenrock, schreibst das ja auch: "Irgendwie war ich immer besser gelaunt, wenn ich einen Rock an hatte." Und mehr noch: ich wurde irgendwie höflicher und hilfsbereiter.

Ich glaube, wenn wir es schaffen, trotz der äußeren Widerstände uns unserem inneren Wollen anzunehmen und uns gestatten, mehr "wir selbst" zu sein, schaffen wir es auch, uns besser um unsere Mitmenschen kümmern zu können.

Oder auf die Kurzformel gebracht:
Den Respekt, den ich mir von anderen einfordere, kann ich denen, die mir diesen Respekt einräumen, auch wieder entgegenbringen.

Oder nochmals anders ausgedrückt:
Fühle ich mich wohl mit mir, können andere auch sich wohler mit mir fühlen.

Und ich glaube, das schimmert bei mir so generell quer durch ziemlich alle Lebenslagen: dass ich offen, höflich und freundlich bin - so wird mir das jedenfalls immer wieder zugetragen und ich bilde mir das selbst auch ein.
In einem mir aufgedrückten Hosenleben würde ich das nicht sein können. Ich wäre nicht so innerlich befreit. Zu sehr würde mich die Sehnsucht nach Röcken aufzehren.

Vielleicht soll der Rock am Mann (an uns) uns das lernen:
Nimm Dich an, wie Du bist, dann fällt es Dir auch leichter, andere Menschen so anzunehmen wie sie sind.
Und das ist der Grundstock für ein besseres Miteinander unter uns Menschen.

Das könnte nun quasi eine fast schon religiös angehauchte Botschaft sein. Oder das Ergebnis einer wie auch immer angehauchten Meditation.

Und ja, solche Gedanken können zu dem Ausgangsthema dieses Strangs doch auch interessante Mosaiksteinchen sein bei der Verarbeitung der erlebten Zwischenfälle.
Dass Männer nur Hosen tragen, ist weder körperlich noch geistig gesund.
Wie tief muss der psychische Knacks wohl sein, dass Männer sich nicht endlich auch mehr Freiheiten gönnen!?


 

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