Hallo Gregor,
Was hier, meiner Meinung nach, passiert, ist, dass es sich – und das ist überaus männlich – zu einer Art Wettkampf entwickelt hat, wo es darum geht, sich so weiblich wie überhaupt denkbar zu kleiden.
Das mag aus deiner Sicht so scheinen, aber dafür gibt es eine andere Erklärung: Wie ich im anderen Beitrag schon schrieb, ist der Rock als feminin konnotiertes Kleidungsstück für viele nur der Türöffner, der ihnen zeigt, dass sie ihre feminine Seite gefahrlos ausleben können. Und das führt zwangsläufig dazu, dass man neue feminine Aspekte ausprobiert und darüber natürlich auch berichtet. Einige ergeben sich fast zwangsläufig, wie das Tragen von Strumpfhosen, andere sind neue Tabubrüche, wie High-Heels oder MakeUp. Dass die jeweilige Person stolz darauf ist, sich einen Schritt weiter entwickelt zu haben und eine neue Erfahrung gemacht zu haben, ist nur verständlich und damit auch, dass es im Forum gezeigt wird.
Wir sind als Mensch nicht darauf ausgelegt, statisch in einem Zustand zu verharren, sondern wir sind inhärent neugierig nach neuen Erfahrungen. Man kann das bestenfalls als Wettbewerb mit sich selbst sehen, nach dem Motto "Wo sind denn jetzt meine Grenzen?"
Das wiederum kann bedeuten, dass Praxis anders aussieht, damit Rockträger bzw. potentielle Rockträger, die wünschen, doch eine Portion Männlichkeit zu bewahren, sich entgleist oder zurückstehend fühlen und das Forum deshalb aufgeben.
Das wäre eine wenig männliche Verhaltensweise.

Wenn sich das Forum in diese Richtung entwickelt, dann weil sich die Teilnehmer in diese Richtung entwickeln. Natürlich könntest du das Forum einschränken, indem du hier eine künstliche Grenze einziehst und nichts anderes als Männer und Rock erlaubst. Das würde aber nicht zu mehr Männern im Rock führen, sondern zu einem leblosen Forum mit hoher Fluktuation. Denn es gibt sehr viel weniger "Männerrocker", als Männer die den Rock aus anderen Gründen anziehen. Selbst wenn du damit ein, zwei Männerrocker mehr anlockst, werden die meisten sehr schnell merken, das sie mehr wollen und dann das eingeschränkte Forum wieder verlassen.
Wenn du das nicht glaubst, schau dich mal auf Instagram um, das ist ein guter Spiegel. Die "Männerrocker" Accounts dort kannst du an einer Hand abzählen. Mit Crossdresser-Accounts dagegen kannst du ein eigenes Instagram aufmachen, so viele sind das.
Das ganze ist oft eine Entwicklung Gregor. Vom Mann im Rock zum Crossdresser und dann oft auch zur genderqueeren Person oder zum Transgender. Ich kann dich gut verstehen. Du hast ein ganz blödes Gefühl, wenn Mitstreiter weiter gehen und aus einem Mann im Rock ein Crossdresser wird. Ein tief sitzendes, unbewußtes Verlustgefühl, weil derjenige weiter gezogen ist. Jeder von uns hat das vermutlich schon hier erlebt - Asterix ist da wohl ein gutes Beispiel.
Dieses Problem hat man immer, wenn jemand aus der eigenen Peer-Group scheinbar "verschwindet". Eins meiner leuchtenden genderqueeren Vorbilder - Contrapoints - hat vor einiger Zeit bemerkt, dass sie wohl doch transsexuell ist und lebt nun als Frau. Das ist für sie eine tolle Weiterentwicklung und Erfahrung, aber ich habe damit erst einmal jemanden verloren, der so war wie ich und damit ist ein wichtiger Orientierungspunkt für mich verschwunden. Aber mein "Verlust" ist doch weit weniger wichtig, als dass sie ihren Weg gefunden hat und glücklich ist. Es wäre doch anmaßend und egoistisch von mir, zu fordern, sie soll ihren Weg nicht weitergehen, damit ich weiter ein Vorbild habe.
Ob ich selbst der Fraktion „Obwohl Röcke als weiblich gelten“ oder „Will Röcke vermännlichen“, weiß ich nicht so richtig, aber ich stelle mir nicht vor, dass diese Segmente in der realen Welt so klein sein können, wie angeblich in diesem Forum.
Wenn man Instagram als Spiegel der Gesellschaft nimmt: Doch, sind sie leider.
Deshalb finde ich es nötig, dass ich manchmal einen Aufschrei mache, um zu zeigen, dass nicht alle hier für eine Aufhebung der Geschlechtergrenzen sind, oder auf Alles-Weiblich in der Kleidung Wert legen, oder es für egal halten.
Kein Problem damit, Gregor.

Aber es hat ein wenig etwas von einem Kind, dass im Sandkasten schmollend aufstampft, weil die Kumpels zum anderen Sandkasten gegangen sind, in dem die schöneren Spielsachen sind.

Das ist nicht böse oder abwertend gemeint, es ist einfach nur das Bild, das sich mir gerade aufdrängt. Dein Sandkasten ist völlig OK und der Wunsch dort zu sein und dort mehr Spielkameraden zu haben, ist völlig verständlich und in Ordnung. Aber du kannst keinen Zaun darum bauen. Wir haben alle unsere Sandkästen und freuen uns, wenn andere mit uns spielen, aber weder können wir sie dazu zwingen noch können wir sie daran hindern, weiterzuziehen. Und auch wenn sie weiterziehen, sind es doch immer noch unsere Kumpels, oder?